Arbeitsmarktrisiken im ostdeutschen Transformationsprozeß
Beschreibung
"Infratest Sozialforschung führte im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeit seit November 1990 insgesamt acht Arbeitsmarkt-Umfragen in den neuen Bundesländern und Ost-Berlin durch, die erste im November 1990 (mit Angaben auch zur beruflichen Situation vom November 1989), die letzte im November 1994. Der Arbeitsmarkt-Monitor ist als repräsentative Längsschnittuntersuchung angelegt und ermöglicht es für den Zeitraum der ersten fünf Jahre nach der Wende in Ostdeutschland bestimmte Arbeitsmarktrisiken näher zu beleuchten. An dieser Stelle geht es vor allem um Aspekte, die unmittelbar im Zusammenhang mit der Erwerbsbeteiligung stehen (Verlust des Arbeitsplatzes, Wiedereingliederungschancen, unterwertige Beschäftigung, Langzeitarbeitslosigkeit, Abdrängung vom 'offiziellen Arbeitsmarkt). Das (nach personenbezogenen Merkmalen weniger selektive) Entlassungsrisiko im ostdeutschen Transformationsprozeß hing stark von sektoralen (und auch regionalen) Schwerpunkten der wirtschaftlichen Umstrukturierung ab. Bei der Wiedereingliederung schlagen zunehmend die vom Westen bekannten arbeitsmarktlichen Risikofaktoren durch. Daß die Anpassungskrise im Osten zu Lasten von Frauen geht, liegt auf der Hand, obwohl auch dies in differenzierter Weise und nicht ausschließlich zu sehen ist. Betroffen sind vor allem ältere Frauen (aber auch ältere Männer), alleinerziehende Frauen, minderqualifizierte Frauen wie Männer, Facharbeiterinnen Frauen in gewerblich-technischen Berufen. Die besseren Erwerbschancen der höherqualifizierten Erwerbspersonen wurden z.T. durch Aufnahme einer unterwertigen Tätigkeit 'erkauft', mit der Folge eines verstärkten Ausgliederungsdrucks 'nach unten'. Ältere Erwerbspersonen wurden in besonderer Weise von den 'Turbulenzen' der Wendezeit erfaßt. Die Alterskohorten, die von den Vorruhestandsregelungen Gebrauch machen konnten, wurden (von den Betroffenen in ambivalent gesehener, aber finanziell abgesicherter Weise) weit überwiegend vorzeitig aus dem Arbeitsmarkt ausgegliedert. Angesichts verschwindend geringer Wiedereingliederungschancen wachsen nachrückende Alterskohorten, die in der ersten Zeit des Transformationsprozesses nicht vorrangig vom Beschäftigungsproblem betroffen waren, im Falle des Arbeitsplatzverlustes zunehmend in die Langzeitarbeitslosigkeit hinein." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zitationshinweis
Brinkmann, Christian & Eberhard Wiedemann (1995): Arbeitsmarktrisiken im ostdeutschen Transformationsprozeß. Ergebnisse des Arbeitsmarkt-Monitors 1989 bis 1994. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Jg. 28, H. 3, S. 323-338.