Überlegungen zu einer alternativen Wachstumsstrategie
Beschreibung
"In diesem Aufsatz wird der Versuch unternommen, neue Einsichten der Systemforschung auch in die Diskussion über neue regionalökonomische und wachstumspolitische Konzepte einzubringen. Weltweit befindet sich die Wirtschaft, aber auch die Nachfrage nach Produkten in einem massiven Umbruch. Die Probleme von heute sind das Ende der Zukunftsvisionen von gestern und vorgestern. Zukunftswirtschaft wird sich auf zwei verschränkte Bereiche stützen: Information und nachhaltige Ressourcenwirtschaft. Die Aufgabe der ökonomischen und ökologischen Revitalisierung für zahlreiche durch wirtschaftliche Aktivitäten oder unangepaßte Lebensstile verwüstete Regionen wird immer drängender. Es kann nicht jene Wirtschaft erfolgreich aufgebaut werden, die anderswo schon niedergeht.<br> Im wesentlichen werden vier Quellen neuen Wachstums genannt:<br> - weiter wachsende Umweltmärkte,<br> - ein weiterhin sehr dynamischer Informationssektor, der nicht nur direkt, sondern auch als 'Metabranche' den Strukturwandel beschleunigt - und möglicherweise für die erfolgreicheren Standorte ausschließlich Wettbewerbsvorteile begründet,<br> - eine durch wesentlich ausgeweitete Informationsnutzung weit effektivere Ressourcenwirtschaft,<br> - im Bereich der qualitativen Folgen der sich außerordentlich ausweitenden Informationswelt (bis in die Bereiche Ästhetik und Ethik) ergeben sich neue Infrastrukturanforderungen.<br> Alle vier Quellen der Zukunftswirtschaft können und müssen in Synergie zueinander stehen. Die einzelnen Teile des Konzepts passen zusammen wie ein Puzzle. Jedes Teil basiert auf Arbeiten vieler Wissenschaftler aus den letzten 20 Jahren. Die zentrale These in dieser Arbeit lautet, daß Menschen, deren wirtschaftliche Lebensgrundlage darauf beruht, Information für wirtschaftliche Prosperität zu nutzen, d.h. zusammen zu verfeinern und dann aufgabenbezogen einzusetzen, ganz andere Lebensansprüche nicht nur an die Gestaltung ihres Firmenumfeldes, sondern auch ihres Wohn- und Freizeitumfeldes stellen. Es scheint so zu sein, daß die Gesundheit von Ökosystemen und das Wohlergehen von Menschen durch strukturell ähnliche Grundgegebenheiten bedingt werden. Deshalb werden hier die neueren Erkenntnisse aus klassichen Disziplinen der Naturwissenschaft, der Mathematik und der Systemforschung zitiert. Nach Ansicht des Autors handelt es sich bei dem neuen Wissen um Morphogenese und Strukturwandel (als einer Folgeerscheinung insbesondere in der Informationswelt), um einen paradigmatischen Wechsel von nahezu 400-Jahrescharakter. Diese Zusammenhänge werden hier beispielhaft für die Region Leipzig dargestellt; das vorgestellte Konzept ist aber für viele zerstörte Landschaften und Städte anwendbar" (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zitationshinweis
Grossmann, Wolf Dieter (1995): Überlegungen zu einer alternativen Wachstumsstrategie. Dargelegt am Beispiel der Region Leipzig. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Jg. 28, H. 1, S. 129-137.