Zur Arbeitsmarktentwicklung 1989/90
Beschreibung
"Im Jahresdurchschnitt 1989 lag die Erwerbstätigenzahl um knapp 350000 Personen über dem Vorjahr, die Zahl der registrierten Arbeitslosen ist erstmals seit vielen Jahren wieder deutlich zurückgegangen (rd. - 200000 Personen). Dabei spielten zusätzlich zur konjunkturellen Besserung auch die Statistik beeinflussende Sonderfaktoren eine Rolle. Vor allem in der zweiten Jahreshälfte 1989 bremste der jetzt weit überwiegend wanderungsbedingte Zuwachs des Angebots an Arbeitskräften (Aussiedler, Übersiedler aus der DDR, Asylbewerber und andere Zuzüge) den Rückgang der Arbeitslosikeit. Dies gilt verstärkt auch für 1990, in dem das Erwerbspersonenpotential um bald eine halbe Million Personen zunehmen dürfte, mehr als jemals in den 70er und 80er Jahren. Für 1990 wird hier in Alternativrechnungen von einem Spektrum des realen Wirtschaftswachstums ausgegangen, das von 3% bis 4% reicht. Je nach gesamtwirtschaftlicher Entwicklung wird die Erwerbstätigenzahl auch 1990 nochmals kräftig steigen (+ 3500000 bzw. + 430000 Personen). Dies bedeutet allerdings im Hinblick auf den Anstieg des Erwerbspersonenpotentials, daß 1990 kaum mehr ein Spielraum für einen deutlichen Abbau derArbeitslosigkeit besteht (registrierte Arbeitslose unverändert bzw. - 50000 Personen auf allenfalls knapp unter 2 Mio.).<br> Im Zusammenhang mit Leistungseinschränkungen (Bei Allgemeinen Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung und Vollzeitmaßnahmen zur beruflichen Fortbildung und Umschulung) und der konjukturell bedingten geringeren Inanspruchnahme von Kurzarbeit haben arbeitsmarktpolitische Maßnahmen nach dem AFG sowie die von der Bundesanstalt für Arbeit finanzierten Fälle der Vorruhestandsregelung die Arbeitslosenzahl 1989 weniger entlastet als am Vorjahr (um rd. 370000 Personen), d.h. ohne diese Maßnahmen wäre die Arbeitslosigkeit entsprechend höher gewesen. Aufgrund der Haushaltsplanung sind für 1990 etwa gleich hohe Effekte zu erwarten.<br> In dem Beitrag werden - ergänzend der globalen Arbeitsmarktentwicklung - wichtige Einzelaspekte näher behandelt:<br> - Der Potential-Effekt der Zuwanderung von Aus- und Übersiedlern, der aus einer speziell auf diese Personengruppen bezogenen Arbeitskräfte-Gesamtrechnung abgeleitet wird.<br> - Die gesamtfiskalischen Kosten der Arbeitslosigkeit; im Jahre 1989 betragen sie durchschnittlich 28800 DM pro Person und Jahr bzw. insgesamt knapp 60 Mrd. DM für alle Haushalte (einschl. Sozialversicherungsträger) zusammengerechnet.<br> - Entwicklung und Struktur der Teilzeitarbeit, die für die Erwerbsbeteiligung von Frauen einen besonderen Stellenwert hat und (wie auch andere Komponenten der Arbeitszeit) beschäftigungspolitisch von großer Bedeutung ist." (Autorenreferat)
Zitationshinweis
Bach, Hans-Uwe, Christian Brinkmann, Hans Kohler, Lutz Reyher & Eugen Spitznagel (1989): Zur Arbeitsmarktentwicklung 1989/90. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Jg. 22, H. 4, S. 461-482.