Ist Angebotsökonomik eine instrumentelle Alternative zur keynesianischen Nachfrageökonomik?
Beschreibung
"Wo eine instrumentelle Alternative zwischen nachfrage- und anbgebotsorientierter Politik tatsächlich formuliert wird - bei den Löhnen und beim Staatsanteil: für Angebotsökonomen ist beides zu hoch; für Nachfrageökonomen ist beides eher zu niedrig, jedenfalls keineswegs zu hoch - dort läßt sich diese Alternative ökonomisch-theoretisch nicht eindeutig fundieren. Vielmehr ist sie letztlich ideologisch fixiert auf den Glauben an die ungehemmte Entfaltung der Selbstheilungskräfte eines perfekten marktwirtschaftlichen Systems oder aber an deren nachhaltige Blockierung aufgrund unvollkommener Märkte. Wo hingegen die ökonomische Fundierung der Analyse nicht eigentlich strittig ist - bei der Rolle des Marktzinses: aus gegenwärtiger Sicht ist dieser für angebots- wie für nachfrageorientierte Konzeptionen zu hoch - dort ergibt sich keine konzeptionelle Alternative zur Forderung nach einer Senkung des Zinsniveaus. Umstritten ist höchstens die instutionelle Instrumentalisierung. Während bei Löhnen und fiskalischen Belastungen theoretisch kontrovers bleibt, welche beschäftigungsrelevante Bedeutung ihnen zukommt, ist nicht ernsthaft strittig, wie man Löhne und Steuern senken oder erhöhen könnte, d.h. es geht nur darum, ob es geschehen sollte. Demgegenüber ist beim Zins unstrittig, daß er zum gegenwärtigen Zeitpunkt gesenkt werden müßte, während kontrovers bleibt, wie dies geschehen sollte: durch Geldmengenpolitik, Diskontpolitik oder direkte staatliche Lenkung. Hier beginnt - zunächst wieder auf dem theoretischen Niveau - ein anderer Konflikt zwischen Angebots- und Nachfrageorientierung." (Autorenreferat)
Zitationshinweis
Rahmann, Bernd (1985): Ist Angebotsökonomik eine instrumentelle Alternative zur keynesianischen Nachfrageökonomik? In: F. Buttler, J. Kühl & B. Rahmahn (Hrsg.) (1985): Staat und Beschäftigung : Angebots- und Nachfragepolitik in Theorie und Praxis (Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 88), S. 65-100.