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Publikation

Nachfragebelebung und Arbeitszeitverkürzung statt Lohnzurückhaltung

Beschreibung

"In diesem Artikel wird die zentrale wirtschaftspolitische Frage, ob die gegenwärtige tiefe Rezession und die damit verbundene konjunkturelle Arbeitslosigkeit besser durch zurückhaltend Lohnpolitik oder durch nachfragebelebende Maßnahmen zu überwinden sei, vor dem Hintergrund der Argumentation des Sachverständigenrats (SVR) zugunsten der zurückhaltenden Lohnpolitik analysiert (Probleme der gezielten Bekämpfung von struktureller Arbeitslosigkeit bleiben außer Betracht). Dazu wird im ersten Teil die Argumentationskette des SVR zunächst dargestellt und dann kritisiert. Dabei erweist sich seine erste These, die Investitionsschwäche sei ein Reflex der gestörten Angebotsbedingungen, als zu eng: Die vom SVR genannten Ursachen auf der Angebotsseite betreffen - in unterschiedlichem Ausmaß auch die Nachfrageseite. Die zweite These, wonach expansive Lohnerhöhungen die Gesamtnachfrage verringern, zurückhaltende Lohnsteigerungen sie dagegen erhöhten, erweist sich als nicht belegt und nicht belegbar: Die Kenntnisse der Wirtschaftswissenschaft über die Verhaltensweisen der Nachfrage reichen nicht aus, um diese These zu belegen oder zu widerlegen. Insgesamt sprechen die Argumente jedoch eher gegen als für diese These des SVR. Schließlich erweist sich auch die dritte These des SVR, eine Politik der Nachfragebelebung durch den Staat könne das Beschäftigungsproblem nicht lösen, als unbegründet. Nachdem der Argumentation des SVR für eine einseitige Beschränkung der Beschäftigungspolitik auf eine zurückhaltende Lohnpolitik der Boden entzogen ist, ist der Weg frei, um in Teil B die wirtschaftspolitischen Schlußfolgerungen aus den Überlegungen von Teil A zu ziehen. In der Auseinandersetzung mit der ersten und zweiten These des SVR hatte sich gezeigt, daß die allgemeine Nachfrageschwäche (insbesondere ausgeprägt bei den Investitionen) Ursachen auf der Angebots- und Nachfrageseite hat. Die Therapie des SVR konzentrierte sich auf die Angebotsseite und dort auf die zurückhaltende Lohnpolitik. Dieser Vorschlag mußte jedoch zurückgewiesen werden. Es bleibt daher nur die Möglichkeit, die Beschäftigungspolitik an der Nachfrageseite anzusetzen, da eine expansive Lohnpolitik - das wäre die alternative Politik auf der Angebotsseite - aufgrund der mit ihr verbundenen Risiken nicht empfohlen werden kann. Empirische Berechnungen zeigen allerdings, daß eine Nachfrageexpansion nicht ausreichen dürfte, die konjunkturelle Arbeitslosigkeit zu beseitigen; hierzu wären Wachstumsraten des Bruttosozialprodukts erforderlich, mit denen nicht zu rechnen ist. Daher ist die Nachfragebelebung durch eine Verringerung des Angebots an Arbeit zu ergänzen. Zum Abschluß wird daher eine entsprechende Verkürzung der Lebens- oder Jahresarbeitszeit gefordert und deren Ausprägung und Probleme angesprochen." (Autorenreferat)

Zitationshinweis

Kromphardt, Jürgen (1978): Nachfragebelebung und Arbeitszeitverkürzung statt Lohnzurückhaltung. Wirtschaftspolitische Schlußfolgerungen aus einer Kritik der Analyse des Sachverständigenrats. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Jg. 11, H. 3, S. 319-326.

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