Ausbildung und Beschäftigung in ausgewählten Dienstleistungsgewerben. Strukturmerkmale, Entwicklungsperspektiven und Folgerungen
Beschreibung
"Die hohe Arbeitslosenquote in den beiden zurückliegenden Jahren und die auf den Arbeitsmarkt drängenden geburtenstarken Jahrgänge erfordern sowohl zusätzliche Arbeits- als auch Ausbildungsplätze. Als Wirtschaftsbereich mit Wachstumschancen wird allgemein der Dienstleistungssektor angesehen. In dem vorliegenden Beitrag ist deshalb das handwerkliche Dienstleistungsgewerbe unter arbeitsmarktpolitischen Aspekten nach Struktur und längerfristiger Entwicklung untersucht worden. Daraus wurden Folgerungen für die Ausbildung und Beschäftigung abgeleitet. Als Ergebnisse haben sich aus der empirischen Analyse ergeben: ++ Bei knapp der Hälfte der 15 ausgewählten Dienstleistungs handwerke stagnieren die Beschäftigtenzahlen in der Refe renzperiode von 1956 bis 1974. In vier Zweigen sind netto Arbeitskräfte freigesetzt worden. Für die Zukunft ist mit einer weiter anwachsenden Zahl schrumpfender Zweige zu rechnen. ++ Drei der vier in Zukunft voraussichtlich expandierenden Dienstleistungsgewerbe (Elektroinstallateure, Kraftfahr zeugmechaniker und Gebäudereiniger) zählen zu den beschäf tigungsintensiven Zweigen, die mehr als die Hälfte aller Arbeitskräfte des Dienstleistungshandwerks beschäftigen. ++ In den handwerklichen Dienstleistungsgewerben ist mit Aus nahme der Reinigungsgewerbe und der Vulkaniseure eine über durchschnittlich hohe Quote qualifizierter kaufmännischer und handwerklicher Erwerbspersonen beschäftigt. ++ Im Handwerk als ausbildungsstärkstem Wirtschaftsbereich der Volkswirtschaft konzentriert sich die betriebliche Berufs ausbildung auf wenige Zweige. Allein in neun der untersuch ten Dienstleistungsgewerbe werden fas 60 % aller Lehrlinge des Handwerks ausgebildet. ++ In der Hälfte der ausgewählten Zweige liegt die Nachwuchs quote wesentlich höher als der Eigenbedarf an qualifizier ten Facharbeitern. Ein Teil der ausgebildeten Fachkräfte wird deshalb in andere Wirtschaftsbereiche überwechseln. Aus den empirischen Befunden sind für die Beschäftigungs- und Ausbildungspolitik zu folgern: Die Zahl der Dienstleistungshandwerke, die zukünftig einen Beitrag zum Abbau der Arbeitslosigkeit leisten wird, nimmt voraussichtlich ab. Da die überwiegende Zahl der handwerklichen Dienstleistungsgewerbe produktionsabhängige (sachbezogene) Dienstleistungen ausführt, ist bei der Beurteilung der Beschäftigungsaussichten dieser Zweige die Entwicklung in den entsprechenden Sachgüterbereichen zu berücksichtigen. Eine Erhöhung der Ausbildungsplatzkapazität ist bei der Mehrzahl der untersuchten Dienstleistungszweige zu begrüsen, da diese Ausbildungsberufe einen hohen Flexibilitätsgrad aufweisen. In einigen Ausbildungsgängen mit einem relativ geringen aktiven Substitutionspotential sollte eine Ausweitung der Ausbildungsinhalte angestrebt werden."
Zitationshinweis
Kleine, Dieter (1977): Ausbildung und Beschäftigung in ausgewählten Dienstleistungsgewerben. Strukturmerkmale, Entwicklungsperspektiven und Folgerungen. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Jg. 10, H. 3, S. 370-380.