Einkommensnachteile von Müttern im Vergleich zu kinderlosen Frauen in Deutschland
Beschreibung
"Wie in anderen OECD-Staaten hat auch in Deutschland die Frauen- und Müttererwerbsbeteiligung stark zugenommen, allerdings bestehen noch immer Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen, welche für Frauen mit Kindern am größten ausfallen. Diese werden oft mit Humankapitalentwertung, der Signalwirkung von (langen) Erwerbsunterbrechungen und der möglichen Diskriminierung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt erklärt. Vernachlässigt wurde in der bisherigen Forschung jedoch die Frage, welchen Einfluss es hat, ob Mütter ihre Erwerbsunterbrechung über die gesetzlich vorgesehene Freistellungsphase hinaus ausdehnen oder nicht. Wir erwarten vor allem für Mütter, die länger als die gesetzlich maximal vorgesehene Freistellungsphase zu Hause bleiben, Lohneinbußen. Daneben untersuchen wir, inwieweit sich die negativen Folgen von Erwerbsunterbrechungen zwischen Müttern, die über unterschiedlich hohes Humankapital in Form von beruflichen Abschlüssen verfügen, und zwischen Ost- und Westdeutschland unterscheiden. Unsere Analyse basiert auf den Daten des SOEP (1984 bis 2011) und kontrolliert Effekte unbeobachteter Heterogenität. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass es keine generelle und dauerhafte 'motherhood wage penalty' gibt, sondern dass vor allem Unterbrechungen, die über die gesetzlich vorgesehene Phase hinaus gehen, zu niedrigeren Löhnen führen, da sie wahrscheinlich als Signal für eine niedrige Karriereorientierung der Mütter fungieren. Außerdem spielt Bildung eine entscheidende Rolle: Vor allem Frauen mit Hauptschulabschluss und beruflicher Ausbildung scheinen bei langen Unterbrechungen mit großen, dauerhaften Lohneinbußen, andere Mütter jedoch nur mit geringen, vorübergehenden oder keinen Einbußen rechnen zu müssen." (Autorenreferat, © Springer-Verlag)
Zitationshinweis
Schmelzer, Paul, Karin Kurz & Kerstin Schulze (2015): Einkommensnachteile von Müttern im Vergleich zu kinderlosen Frauen in Deutschland. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 67, H. 4, S. 737-762. DOI:10.1007/s11577-015-0346-1