Employment trajectories in Germany
Beschreibung
"Die Lebensverlaufsforschung betont die Bedeutung individueller Faktoren sowie des endogenen Kausalzusammenhangs für den Erwerbsverlauf. Demnach bestimmt insbesondere der Einstieg in die Erwerbsphase zukünftige Chancen und Risiken im Erwerbsleben. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass Arbeitskräfte innerhalb spezifischer Rahmenbedingungen agieren. So werden deren Erwerbsverläufe durch betriebliche Gelegenheitsstrukturen geprägt. Zudem handeln Arbeitnehmer und Arbeitgeber in unterschiedlich strukturierten Regionen. Schließlich sind auch konjunkturelle Einflüsse zu beachten. Deshalb richtet der vorliegende Artikel den Fokus auf die Untersuchung struktureller Einflussfaktoren. Um strukturelle und konjunkturelle Determinanten abbilden zu können, wurde ein Linked Employer-Employee Datensatz des IAB und Daten zu regionalen Charakteristika auf Ebene der Raumordnungsregionen verknüpft. Die Auswertung der hierarchisch geclusterten Daten wurde anhand von Mehrebenenmodellen durchgeführt. Zunächst wurden die Einflussfaktoren auf die Beschäftigungsstabilität und danach die Determinanten von Aufstiegen, lateraler Mobilität und Abstiegen bei direkten Betriebswechseln sowie von Übergängen in Arbeitslosigkeit erforscht. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die zweifellos vorhandenen endogenen Kausalzusammenhänge im Erwerbsverlauf dann an Bedeutung verlieren, wenn Beschäftigte sich strukturelle Einflussfaktoren zunutze machen können: Demnach wirken betriebliche Investitionstätigkeiten in Weiterbildung sowie in die Infrastruktur positiv auf Erwerbsverläufe. Betriebsräte und Personalvertretungen erhöhen vor allem in einer guten konjunkturellen Situation die Beschäftigungsstabilität. Hingegen können eine ungünstige Organisationsdemografie sowie die intensive Nutzung von Befristungen zur Destabilisierung des Erwerbsverlaufs führen. In einer konjunkturellen Abschwungphase bieten dichter besiedelte Räume bessere Beschäftigungsoptionen, während in ländlichen Gegenden Beschäftigungs- und Arbeitslosigkeitsrisiken herrschen. Von einer hohen regionalen Humankapitalausstattung profitieren im Aufschwung alle Qualifikationsgruppen, während im Abschwung eine Segregation bezüglich der Qualifikationsgruppen zu beobachten ist." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zitationshinweis
Dütsch, Matthias & Olaf Struck (2014): Employment trajectories in Germany. Do firm characteristics and regional disparities matter? In: Journal for labour market research, Jg. 47, H. 1-2, S. 107-127. DOI:10.1007/s12651-014-0156-3