Determinanten instrumenteller intergenerationaler Transfers im europäischen Vergleich
Beschreibung
Intergenerationale Austauschbeziehungen und ihre Determinanten stehen im Mittelpunkt des Beitrags. Betrachtet werden (vor allem nichtmonetäre) instrumentelle Transferleistungen auf gesellschaftlicher, familialer und individueller Ebene, wobei Ältere sowohl als Geber als auch als Empfänger von Hilfeleistungen untersucht werden. Skydliks Modell intergenerationaler Solidarität wird hierzu um Motivstrukturen zur Erklärung des intergenerationalen Transferverhaltens ergänzt. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf "den Wechselwirkungen zwischen unterschiedlichen makrostrukturellen Kontexten und dem sogenannten Austauschmotiv, welches besagt, dass innerfamiliale Unterstützungsleistungen zwischen Eltern und (erwachsenen) Kindern auf Reziprozitätserwartungen basieren". Vor diesem Hintergrund wird der Frage nachgegangen, ob staatliche Unterstützungsleistungen innerfamiliären Austausch verdrängen (crowding out) oder zu einem Modell gemischter Verantwortung führen (crowding in). Auf der Basis von Daten der ersten SHARE-Erhebungswelle werden Unterschiede zwischen europäischen Ländergruppen bezüglich der Motive intergenerationaler Austauschbeziehungen herausgearbeitet. Es zeigt sich, dass wohlfahrtstaatliche Rahmenbedingungen zu unterschiedlichen Transfermustern in Europa führen. Die Ergebnisse widersprechen dem in der öffentlichen Debatte gezeichneten Bild einer Entsolidarisierung der Generationen: "Unabhängig von kulturellen und wohlfahrtsstaatlichen Unterschieden leisten die Angehörigen der Altersgruppe 50+ in Europa im Rahmen instrumenteller intergenerationaler Austauschbeziehungen im Durchschnitt mehr Hilfe als sie empfangen." (IAB2)
Zitationshinweis
Raab, Marcel, Michael Ruland & Christoph Schmidt (2010): Determinanten instrumenteller intergenerationaler Transfers im europäischen Vergleich. In: A. Ette, K. Ruckdeschel & R. Unger (Hrsg.) (2010): Potenziale intergenerationaler Beziehungen : Chancen und Herausforderungen für die Gestaltung des demografischen Wandels (Beiträge zur Bevölkerungswissenschaft, 40), S. 339-363.