Konsequenzen der Panelmortalität im SOEP für Schätzungen der Lebenserwartung
Beschreibung
Das Sozio-ökonomische Panel (SOEP) dient auch als Datengrundlage für empirische Untersuchungen zu Gesundheit und Lebenserwartung in der Bevölkerung der Bundesrepublik. Aufsehen erregende Ergebnisse persistierender sozialer Ungleichheit bezüglich der Lebenserwartung basieren daher auf den Daten des SOEP. Der Beitrag untersucht anhand einer Vergleichsstudie aus dem Jahre 2001, ob beobachtete Unterschiede in der Lebenserwartung aufgrund sozialer Ungleichheiten methodisch durch unterschiedliche Austrittswahrscheinlichkeiten aus dem Panel bedingt sind. Mittels Adressrecherchen bei den Meldeämtern wurde der Frage nachgegangen, ob aus dem Panel ausgeschiedene Personen noch lebten und falls nicht, in welchem Jahr sie starben. Im Verlauf der Infratest-Verbleibstudie wurden 685 Tote entdeckt, die bisher als Ausfälle mit unterschiedlichen Ursachen galten. Daher ist zu vermuten, dass für alle gesellschaftlichen Subgruppen gleichermaßen die Lebenserwartung mit dem SOEP überschätzt und die Sterbewahrscheinlichkeit unterschätzt wurde. Die Infratest-Verbleibstudie hat jedoch keine schwerwiegenden Auswirkungen auf die Schätzung der Lebenserwartung mithilfe des SOEP, da das SOEP die Zahl der Toten auch nach der Verbleibstudie unterschätzt. Vergleicht man nicht die Unterschiede zwischen dem SOEP mit und dem SOEP ohne die Verbleibstudie, sondern die Sterbewahrscheinlichkeiten auf der Basis des SOEP mit denen der amtlichen Statistik, dann zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen SOEP und amtlicher Statistik. Daher geht der Beitrag von der Vermutung einer Unterschätzung der differentiellen Lebenserwartung durch Schätzungen auf der Basis von Paneldaten aus. Die Klärung dieses Effekts muss weiteren Studien vorbehalten bleiben. (IAB)
Zitationshinweis
Schnell, Rainer & Mark Trappmann (2006): Konsequenzen der Panelmortalität im SOEP für Schätzungen der Lebenserwartung. In: F. Faulbaum & C. Wolf (Hrsg.) (2006): Stichprobenqualität in Bevölkerungsumfragen (Sozialwissenschaftliche Tagungsberichte, 12), S. 139-158.