Estimating and forecasting European migration
Beschreibung
"Die Makro-Modelle der Migration, die in der Literatur für die Prognose von Migrationspotenzialen verwendet werden, unterscheiden sich erheblich. Dabei zeichnen sich die in der Literatur verwendeten Modelle vor allem durch zwei Hauptunterschiede aus: Erstens, ob Migrationsströme oder -bestände als abhängige Variable verwendet werden und zweitens, ob Heterogenität im Migrationsverhalten zwischen Ländern berücksichtigt wird. Der Beitrag untersucht empirisch, welche Migrationsmodelle für die Schätzung von Migrationspotenzialen geeignet sind. Die Untersuchung basiert auf einem Paneldatensatz, der die Migration nach Deutschland aus 18 europäischen Herkunftsländern im Zeitraum von 1967 bis 2001 umfasst. Die Untersuchung kommt erstens zu dem Ergebnis, dass die Hypothese der Kointegration von Migrationströmen und den erklärenden Variablen von Panel-Einheitswurzel- und Kointegrationstests abgelehnt wird. Demgegenüber kann die Hypothese, dass die Migrationsbestände und die erklärenden Variablen kointegriert sind, nicht abgelehnt werden. Das zweite Resultat besagt, dass herkömmliche Schätzverfahren, die länderspezifische fixe Effekte berücksichtigen, deutlich geringere Prognosefehler als Schätzverfahren mit gemeinsamer Konstante (pooled OLS) und Schätzverfahren mit heterogenen Steigungsparametern haben. Wenn man das Modell mit fixen Effekten, das den geringsten Prognosefehler aufweist, zugrunde legt, dann ergibt sich für die Migration aus den mittel- und osteuropäischen EU-Beitrittsstaaten nach Deutschland ein langfristiges Potenzial von 2,3 bis 2,5 Millionen Personen, was einem Migrationspotenzial von 3,8 bis 3,9 Millionen Personen für die EU-15 entspricht. Schließlich ergeben unsere Schätzungen, dass das Migrationspotenzial aus den EU-15 Ländern bereits ausgeschöpft ist, und dass das Migrationspotenzial aus der Türkei vergleichsweise gering ist." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zitationshinweis
Brücker, Herbert & Boriss Siliverstovs (2006): Estimating and forecasting European migration. Methods, problems and results. In: Zeitschrift für ArbeitsmarktForschung, Jg. 39, H. 1, S. 35-56.