Regionale Faktoren der langfristigen Beschäftigungsentwicklung in Deutschland im Zeitraum 1999-2023
Beschreibung
"Die regionalen Arbeitsmärkte in Deutschland sind seit jeher unterschiedlichen strukturellen Bedingungen ausgesetzt, die sich auf das lokale Beschäftigungswachstum auswirken. In den letzten Jahren machen sich Effekte des demografischen Wandels, der Digitalisierung und der ökologischen Transformation der Wirtschaft zunehmend, regional jedoch sehr unterschiedlich, bemerkbar und beeinflussen ihrerseits die regionale Beschäftigungsdynamik. Das Projekt „Vergleichende Analyse von Länderarbeitsmärkten – VALA 2025“ beschäftigt sich mit den Unterschieden in der regionalen Beschäftigungsdynamik im Zeitraum zwischen 1999 und 2023. Dabei werden Faktoren identifiziert, die zu diesen Disparitäten beitragen. Betrachtet werden die Auswirkungen der regionalen Branchen-, Qualifikations- und Betriebsgrößenstruktur, der Einfluss regionaler Standortbesonderheiten sowie die Effekte demografischer Faktoren auf das Beschäftigungswachstum. Einen besonderen Fokus legt die Analyse auf Unterschiede zwischen ost- und westdeutschen Regionen sowie zwischen siedlungsstrukturellen Kreistypen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze ist bundesweit im Untersuchungszeitraum um rund 22 Prozent angestiegen. Diese durchschnittliche Entwicklung überdeckt allerdings ganz erhebliche regionale Disparitäten in der Beschäftigungsdynamik mit einer Spannweite von rund 120 Prozentpunkten zwischen dem Kyffhäuserkreis (-32,8 %) und dem Landkreis Erding (+90,4 %). Während sich im untersuchten Zeitraum die Zahl der Arbeitsplätze in den Kreisen Westdeutschlands in allen betrachteten Regionstypen mehrheitlich positiv entwickelte, war dies in Ostdeutschland nur in der Mehrzahl der kreisfreien Großstädte und der städtischen Kreise der Fall; die ländlichen Räume hatten hingegen mehrheitlich Beschäftigungsverluste zu verkraften. Hinter dieser Varianz dürften verschiedene strukturelle Unterschiede sowie Standortbesonderheiten regionaler Arbeitsmärkte stehen. Von einer das Beschäftigungswachstum förderlichen Branchenstruktur profitieren vor allem die großen Städte mit ihrer Spezialisierung auf dynamische Dienstleistungsbranchen. Ein weiterer Faktor, der die Beschäftigungsentwicklung in großen urbanen Arbeitsmärkten fördert, ist die dortige Qualifikationsstruktur, insbesondere der überdurchschnittliche Anteil der hochqualifizierten Arbeitskräfte. Beim Qualifikationseffekt bestehen darüber hinaus erhebliche Ost-West-Disparitäten, wobei die ostdeutschen Regionen von einem nach wie vor relativ geringen Anteil ungelernter Arbeitskräfte profitieren. Der höhere Anteil von Großbetrieben in großen Städten wirkt sich zumeist dämpfend auf deren Beschäftigungswachstum aus, während sich in geringer verdichteten Regionen die vorwiegend kleinbetriebliche Struktur wachstumsfördernd auswirkt. Günstige Standortbesonderheiten sind mit Blick auf das Beschäftigungswachstum häufig in den größeren Städten zu finden, wobei ostdeutsche Regionen hier insgesamt hinter den westdeutschen Regionen zurückbleiben. Dies gilt gleichermaßen für den Altersstruktureffekt: Negative Auswirkungen einer fortschreitenden Alterung der Arbeitskräfte zeigen sich im Untersuchungszeitraum weit überwiegend im Osten des Bundesgebiets. Sowohl die erheblichen Unterschiede in der regionalen Beschäftigungsdynamik als auch die sehr differenzierte Wirkung verschiedener Einflussfaktoren deuten darauf hin, dass auch der arbeitsmarkt- und regionalpolitische Handlungsbedarf regional stark variiert. Insbesondere in einer Verbesserung der Qualifikationsstruktur durch Aus- und Weiterbildung können Potenziale liegen, um die Beschäftigungsdynamik in vielen Regionen positiv zu beeinflussen. In Bezug auf die demografische Entwicklung gilt es, junge und gut qualifizierte Arbeitskräfte zu gewinnen sowie die Produktivität älterer Arbeitskräfte durch eine stärkere Weiterbildungsbeteiligung zu erhalten." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zitationshinweis
Baumann, Doris, Tanja Buch, Stefan Fuchs, Stefan Hell, Annekatrin Niebuhr, Anja Rossen, Georg Sieglen, Andrea Stöckmann & Rüdiger Wapler (2025): Regionale Faktoren der langfristigen Beschäftigungsentwicklung in Deutschland im Zeitraum 1999-2023. (IAB-Forschungsbericht 25/2025), Nürnberg, 60 S. DOI:10.48720/IAB.FB.2525
