Supranationale Koordinierung der Wirtschaftspolitik in der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion
Beschreibung
"Seit 1999 bestimmt die Europäische Zentralbank (EZB) die Geldpolitik für die Staaten der Eurozone. Welche Auswirkungen hat die einheitliche Geldpolitik auf die supranationale Koordinierung der makroökonomischen Politikbereiche im Euro-Währungsraum? In dem Beitrag werden die verschiedenen Koordinierungsprozesse der EU unter dem Blickwickel ihrer Wirkung auf die beschäftigungspolitischen Ziele der Union untersucht. Hinsichtlich der Rollenverteilung makroökonomischer Politikbereiche gibt es unterschiedliche Auffassungen. Während die meisten Ökonomen für getrennte Verantwortlichkeiten von Geld-, Lohn- und Finanzpolitik plädieren, betont eine Minderheitsposition die beschäftigungspolitische Notwendigkeit einer makroökonomischen Koordinierung. Es werden Ansätze vorgestellt, die der Geldpolitik langfristig wirksame Beiträge zur Beschäftigung zuschreiben. Des Weiteren werden die Probleme antizyklischer fiskalpolitischer Koordinierung zwischen souveränen Staaten erörtert. Schließlich werden Reformansätze der wirtschaftspolitischen Koordinierung namentlich zum Stabilitäts- und Wachstumspakt diskutiert. Der Aufsatz kommt zu dem Ergebnis, dass eine stärkere makroökonomische Koordinierung von Geld- und Fiskalpolitik zwischen den Mitgliedstaaten zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit nicht zweckmäßig ist. Maßnahmen zur Verringerung der strukturellen Arbeitslosigkeit müssen wegen der unterschiedlichen Bestimmungsgründe der Arbeitslosigkeit in den einzelnen Ländern nicht supranational koordiniert werden. Sie sind gleichwohl notwendig, um einen höheren Beschäftigungsstand zu erzielen und die strukturellen Haushaltsdefizite zu verringern." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zitationshinweis
Bogai, Dieter (2004): Supranationale Koordinierung der Wirtschaftspolitik in der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion. In: Sozialer Fortschritt, Jg. 53, H. 6, S. 143-152.