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Publikation

…weil mein Schatz eine Malermeisterin ist … Ausbildung und Arbeitsmarkteinstieg von Frauen und Männern im Bau

Beschreibung

"Angesichts des demografischen Wandels, des Mangels an bezahlbaren Wohnraum, der digitalen und ökologischen Transformation steht das Handwerk vor großen Herausforderungen. Die bestehenden Fachkräfteengpässe drohen sich weiter zu verschärfen. Damit ist nicht zuletzt die Umsetzung der Energiewende gefährdet. Hier ist das Handwerk ein zentraler Akteur, allen voran das Baugewerbe, das maßgeblich für die Umsetzung der politischen Maßnahmen verantwortlich ist. Daher werden verschiedene Strategie zur Gewinnung des Fachkräftebedarfs betrachtet. So kommt der dualen Ausbildung, aber auch den Frauen als Fachkräftepotenzial, sowie dem Halten von Fachkräften zur Deckung des Fachkräftebedarfs eine große Bedeutung zu. Dieser Beitrag hat gezeigt, dass die Abschlussjahrgänge im Handwerk, aber auch im Baugewerbe zunehmend kleiner werden. Gründe hierfür sind zum einen geburtenschwache Schulabschlusskohorten und zum anderen die zunehmende Tendenz ein Studium nach der Schule aufzunehmen. Dennoch ist in den letzten Jahren die Zahl der Frauen gestiegen, die im Baugewerbe einen Abschluss erworben haben. Allerdings gleicht der Anstieg bei den Frauen nicht den Rückgang bei den Männern aus, sodass das Baugewerbe tendenziell weniger Fachkräfte ausbildet. Nichtsdestotrotz ist diese Entwicklung positiv zu werten, da sich Frauen zunehmend für das Baugewerbe interessieren und eine Ausbildung in geschlechteruntypischen Berufen beenden. Dieser positive Trend könnte weitere Frauen ermutigen geschlechtsuntypische (Bau-) Berufe zu erlernen und so für mehr Fachkräfte in diesem Bereich zu sorgen. Darüber hinaus haben Frauen erschwerte Übergänge im Handwerk insgesamt wie auch im Baugewerbe. Die Verbleibquote im Ausbildungsbetrieb ist nach Abschluss einer Ausbildung im Baugewerbe bei Frauen deutlich niedriger als bei Männern. Zudem sind die Betriebswechsel bei Frauen sehr viel häufiger als bei Männern mit einem Wechsel aus dem Baubereich verbunden. Die höhere Wechselwahrscheinlichkeit der Frauen könnte auch persönliche Gründe haben, weil sie bspw. vorzugsweise in durchmischten Teams arbeiten oder die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf in männer- seltener als in frauendominierten Bereichen gegeben sehen. Auch Männer könnten in geschlechtstypischen Bereichen ihre Karrierechancen besser einschätzen. So bewertet auch eine Studie des Deutsches Handwerksinstitut, dass typische Rollenbilder in den Handwerksberufen noch stärker ausgeprägt sind als in anderen Bereichen und als es sich die Befragten wünschen würden. Daher ergibt sich hier ein Ansatzpunkt für das Handwerk, den Abbau von Klischees verstärkt zu unterstützen (Greilinger 2023), damit Jugendliche und insbesondere junge Frauen, sich für das Handwerk entscheiden. Die bereits bestehenden Netzwerke, die insbesondere Frauen im Handwerk ansprechen und diesen zur Verfügung stehen, müssen daher weiter gestärkt und ausgebaut werden. Sie können Anlaufstellen für Frauen in Karrierefragen, aber auch in Fragen zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sein. Denn das Handwerk steht vor gewaltigen Herausforderungen. Schon seit geraumer Zeit beklagen viele Handwerksbetriebe Personalengpässe, Nachwuchsmangel und Schwierigkeiten bei der Betriebsnachfolge – Probleme, die sich angesichts des demografischen Wandels nochmals erheblich verschärfen dürften (Bennewitz et al. 2022). Weiterbildungsangebote für junge Menschen und eine (verstärkte) Nutzung von digitalen Technologien, die bspw. bei körperlichen Tätigkeiten entlasten, könnten das Handwerk sowohl für Frauen wie auch für Männer attraktiver machen (Wydra-Somaggio 2023). Über verschiedene Kanäle, bspw. in Form von Schulbesuchen, Messen oder durch Angebote von Praktika und Hospitationen, sowie Auftritte in Sozialen Medien können Jugendliche erreicht werden. Dadurch erhöht sich die Transparenz bezüglich Arbeits- und Karrieremöglichkeiten im Handwerk, wodurch dieses attraktiver für Jugendliche werden könnte. Denn Jugendlichen schreiben dem Handwerk nach einer Studie von Mischler und Ulrich (2018) nach wie vor ein negativeres Bild hinsichtlich Arbeitsbedingungen, -inhalte und Karrierepfade zu als dies Fachleute tun." (Textauszug, IAB-Doku) © Springer)

Zitationshinweis

Wydra-Somaggio, Gabriele (2024): …weil mein Schatz eine Malermeisterin ist … Ausbildung und Arbeitsmarkteinstieg von Frauen und Männern im Bau. In: B. C. Weber-Lewerenz (Hrsg.) (2024): Diversität im Bauwesen - Die Gamechanger, S. 314-336. DOI:10.1007/978-3-658-45632-0_11