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Publikation

Nonresponse bei Verbleibsuntersuchungen

Beschreibung

"Fünf Jahre nach der Existenzgründung wird es zunehmend schwierig, Informationen über den Verbleib der vormals mit Überbrückungsgeld Geförderten zu erhalten. War es in einer früheren Projektetappe - nach durchschnittlich drei Jahren in Selbständigkeit - noch möglich gewesen, bei der Befragung der Gründerinnen und Gründer eine Ausschöpfungsquote von annähernd 90 Prozent der Ausgangsstichprobe zu realisieren, so stellt nun zum Abschluss der Untersuchung nicht nur der 'natürliche Schwund' der Unersuchungseinheiten - etwa durch nicht mehr recherchierbare Adressen - die Analyse vor methodische Probleme. Systematische Verzerrungen entstanden auch durch die Erhebungsorganisation. Denn die abschließenden Telefoninterviews wurden nur mit jenen Gründern geführt, die in der vorletzten Befragungswelle ihre Bereitschaft signalisiert hatten, ein weiteres Mal an der Erhebung teilzunehmen. Daraus resultiert ein Positiv-Bias, der entsprechende Korrekturen erfordert. Mit Hilfe eines Worst-Case-Szenarios, einer gebundenen Hochrechnung, Datenabgleichen und einem Gewichtungsverfahren wurde ein 'Korridor' bestimmt, in dem sich die 'wahre' Überlebensquote der ehemaligen Überbrückungsgeld-Empfänger mit großer Wahrscheinlichkeit bewegt. Demnach betreibt gut fünf Jahre nach der Gründung noch immer mindestens jeder zweite der vormals Arbeitslosen sein Unternehmen. Verglichen mit den Befunden anderer Gründerstudien ist für die Gründungsverläufe der Geförderten alles in allem ein ähnlicher Verlauf zu konstatieren wie bei Start-ups, die ohne das Handikap vorangegangener Arbeitslosigkeit getätigt wurden. Trotz der verbleibenden Unschärfen im Datenmaterial und der wachsenden Schwierigkeiten bei der Korrektur dieser Verzerrungen weisen die ehemaligen Überbrückungsgeld-Empfänger noch immer eine respektable Bilanz auf - zumindest auf der Brutto-Ebene. Zu den Netto-Wirkungen der Förderung ist keine Aussage möglich, da eine geeignete Vergleichsgruppe nicht zur Verfügung steht. Auch der Blick auf die Erfolgsfaktoren zeigt wenig Veränderung im Zeitverlauf. Wie schon rund zwei Jahre zuvor liegen die kritischen Faktoren nach wie vor im Bereich des Humankapitals und des Startkapitals. Eine Einschätzung, inwieweit zusätzliche Förderprogramme auf diesen Gebieten eine sinnvolle Flankierung bieten können, muss nachfolgenden Untersuchungen vorbehalten bleiben. Die vielfältigen Initiativen und Angebote, die in den vergangenen Jahren neu geschaffen wurden, können dazu beitragen, weitere Gründungspotenziale zu erschließen. Wenn auch der Beitrag des Überbrückungsgeldes zu diesen positiven Entwicklungen ebenso wenig genau beziffert werden kann wie das Ausmaß von Verdrängungs- und Mitnahmeeffekten, die den Nettoerfolg des Förderinstrumentes auf der Arbeitsmarktebene schmälern, so bleibt doch auf jeden Fall festzuhalten, dass das Überbrückungsgeld einen wichtigen Brückenschlag zurück in den Arbeitsmarkt leistet, auch für jene, die in den neugegründeten Unternehmen Beschäftigung finden." (Autorenreferat, IAB-Doku)

Zitationshinweis

Wießner, Frank (2003): Nonresponse bei Verbleibsuntersuchungen. Korrekturverfahren zu Antwortausfällen am Beispiel ehemals arbeitsloser Existenzgründer, die mit dem Überbrückungsgeld (§ 57 SGB III) gefördert wurden. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Jg. 36, H. 1, S. 77-96.

Bezugsmöglichkeiten

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