Ist die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns sinnvoll?
Beschreibung
Die Regelungen von Hartz IV sehen vor, dass Arbeitslose Löhne akzeptieren müssen, die 30 Prozent unter den tariflichen bzw. ortsüblichen Löhnen liegen. Vor diesem Hintergrund wird erörtert, ob die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland zur Senkung des Armutsrisikos bei Erwerbstätigen sinnvoll ist oder ob damit das Gegenteil des gewünschten Effekts erzielt wird. Ökonomische Modelle des Mindestlohns liefern in Abhängigkeit von den jeweiligen Prämissen ein uneinheitliches Bild. Auch bei der Evaluation derzeit bestehender Mindestlohn-Tarifverträge, u. a. im Baugewerbe, sind noch viele Fragen ungeklärt. Offen ist auch, ob Mindestlöhne von staatlicher Seite gesetzlich festgelegt oder von den Tarifpartnern in Tarifverhandlungen ausgehandelt werden sollen. Trotz Erosion der Tarifbindung kann die Festlegung von Mindestlöhnen durch die Tarifpartner besser als eine staatliche Entscheidung den Bedingungen in den einzelnen Wirtschaftszweigen gerecht werden. Bei der Festlegung der Tariflöhne ohne Tarifpartner werden zwar die Bedingungen in den tarifgebundenen Betrieben berücksichtigt, nicht aber die Situation in den tariflich ungebundenen Betrieben. Selbst innerhalb einzelner Branchen und Regionen bestehen so große Unterschiede, dass ein einheitlicher Lohnansatz nicht angemessen ist. (IAB)
Zitationshinweis
Bellmann, Lutz (2004): Ist die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns sinnvoll? In: Arbeit und Beruf, Jg. 55, H. 12, S. 367.