Paradoxien der Familienförderung
Beschreibung
Parallel zur höheren Erwerbsorientierung von Frauen und insgesamt steigender Arbeitslosigkeit fand in der politischen Diskussion in Deutschland eine Schwerpunktverschiebung weg von der Förderung von Chancengleichheit hin zur stärkeren Förderung der Familien statt. Obwohl im Rahmen der Familienpolitik zunehmend bessere Rahmenbedingungen der Kinderbetreuung angestrebt werden, fordern alle Parteien eine mehr oder weniger deutliche Erhöhung des Kindergeldes. Diese finanzielle Förderung von Familien erleichtert zwar die individuelle Kinderbetreuung, ist aber kein Garant für eine höhere Geburtenrate. Kindergeldzahlungen werden weder einkommensschwache noch einkommensstarke Familien zu mehr Nachwuchs stimulieren können. Da Frauen zunehmend hoch qualifiziert sind, vergrößert eine Politik, die diese Frauen stärker in die Familienarbeit einbezieht, den zukünftigen Fachkräftemangel. In Deutschland wird ein beruflicher Wiedereinstieg von Frauen nach kurzer Erwerbsunterbrechung nicht gefördert. Auf Grund unzureichender öffentlicher Kinderbetreuung können Frauen häufig die betrieblichen Angebote nicht nutzen und bleiben im Erziehungsurlaub nicht auf dem Laufenden. Trotz Bedürftigkeit unterer Einkommensschichten mit Kindern ist eine einseitige finanzielle Förderung individueller Kinderbetreuung problematisch, denn wenn Transferzahlungen die Erwerbsbeteiligung von Frauen verhindern, öffnet sich die Armutsfalle einkommensschwache Familien. (IAB)
Zitationshinweis
Engelbrech, Gerhard (2004): Paradoxien der Familienförderung. Transferzahlungen an Familien im Spannungsfeld gesellschaftlicher Veränderungen und beruflicher Orientierung von Frauen. In: S. Kalweit (Red.) (2004): Keinen Job oder keine Kinder? : neue Konzepte für ein altes Problem. Dokumentation der gleichnamigen Fachtagung vom 12. Mai 2003, S. 9-20.