Die Bedeutung der regionalen Wirtschaftsstruktur für die Arbeitsmarkteffekte der Corona-Pandemie - Eine erste Einschätzung
Beschreibung
"Infolge der Corona-Krise meldeten Betriebe im Frühjahr 2020 in einem bisher unbekannten Ausmaß Kurzarbeit an. Auch die Arbeitslosenzahlen sind in der Krise deutlich gestiegen. Weit weniger Beachtung fand bislang die Tatsache, dass der coronabedingte Anstieg der Arbeitslosigkeit, der sich aus den Zugängen aus Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt in Arbeitslosigkeit abzüglich der Abgänge aus Arbeitslosigkeit in Beschäftigung (Corona-Effekt) berechnet, in bestimmten Regionen sehr viel stärker als in anderen Regionen ausfällt. Eine Erklärung für die starke regionale Streuung des Corona-Effekts liefert die jeweilige Branchenstruktur. Besonders betroffen sind Regionen, in denen Branchen, die unter dem Shutdown verstärkt zu leiden hatten, überproportional vertreten sind. Auf Basis einer Regressionsanalyse zeigt sich auch, dass die Wirtschaftsstruktur zwar der wichtigste Treiber des Corona-Effekts war, aber auch andere Faktoren eine Rolle spielen. So war insbesondere die Betriebsgrößenstruktur innerhalb der sehr stark betroffenen Wirtschaftszweige für die unterschiedliche regionale Entwicklung relevant. Allerdings ist dieser Betriebsgrößeneffekt deutlich geringer als der Brancheneffekt. Der Zusammenhang zwischen dem Corona-Effekt und verschiedenen regionalen Merkmalen verändert sich im Zeitverlauf, insbesondere im Zuge der Lockerungen der Shutdown-Maßnahmen. Darüber hinaus zeigt sich, dass sich der Zusammenhang zwischen den regionalen Merkmalen und dem Corona-Effekt in einigen Fällen auf die Zugänge in Arbeitslosigkeit, in anderen auf die Abgänge aus Arbeitslosigkeit oder auf beides zurückführen lässt." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zitationshinweis
Böhme, Stefan, Carola Burkert, Jeanette Carstensen, Lutz Eigenhüller, Annekatrin Niebuhr, Duncan Roth, Georg Sieglen & Doris Wiethölter (2020): Die Bedeutung der regionalen Wirtschaftsstruktur für die Arbeitsmarkteffekte der Corona-Pandemie - Eine erste Einschätzung. (IAB-Forschungsbericht 15/2020), Nürnberg, 53 S.