Sind Auszubildende mit Migrationshintergrund schlechter gestellt?
Beschreibung
"Vielfach zeigt sich in Deutschland eine Benachteiligung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Schulsystem und beim Zugang zu Ausbildung. Der vorliegende Beitrag untersucht die weiterführende Frage, ob sich bei Auszubildenden mit und ohne Migrationshintergrund Unterschiede hinsichtlich des sozioökonomischen Status des Ausbildungsberufs zeigen. Hierfür werden zum einen die Ressourcen der Auszubildenden mit Blick auf Human- und Sozialkapital und zum anderen ihre realistischen Berufsaspirationen als Einflussfaktoren berücksichtigt. Auf Basis von Analysen mit der Startkohorte 4 des Nationalen Bildungspanels (NEPS) werden Auszubildende in Betrieben und an Berufsfachschulen mit maximal Realschulabschluss untersucht. In der Gesamtbetrachtung lassen sich keine Gruppenunterschiede im Status des Ausbildungsberufs feststellen. Anhand von stufenweisen linearen Regressionsmodellen kann jedoch aufgedeckt werden, dass dahinter zwei gegenläufige Zusammenhänge stehen, einerseits weil Auszubildende mit Migrationshintergrund im Schnitt über eine schlechtere Ausstattung an ausbildungsmarktrelevanten Ressourcen verfügen, insbesondere mit Blick auf Schulabschluss und -leistungen, aber andererseits höhere realistische Berufsaspirationen haben, die für die Positionierung im Berufsbildungssystem unabhängig von schulischen Leistungen relevant sind. Dennoch ist der Zusammenhang zwischen realistischen Berufsaspirationen und Status des Ausbildungsberufs bei Auszubildenden mit Migrationshintergrund geringer als bei Auszubildenden ohne Migrationshintergrund, was auf Informationsdefizite und eine Fehleinschätzung der tatsächlichen Optionen auf dem Ausbildungsmarkt hindeutet." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zitationshinweis
Schels, Brigitte & Lisa Schwarz (2020): Sind Auszubildende mit Migrationshintergrund schlechter gestellt? Ressourcen, Berufsaspirationen und ethnische Unterschiede im sozioökonomischen Status des Ausbildungsberufs. In: Soziale Welt, Jg. 71, H. 4, S. 407-439. DOI:10.5771/0038-6073-2020-4-407