Geschlechtsspezifische Verzerrungen bei der Erfassung psychischer Erkrankungen in Umfragen am Beispiel Depressivität
Beschreibung
"In (Bevölkerungs-)Umfragen können gerade Antworten zu sensiblen Themen wie das der psychischen Gesundheit verzerrt sein. Der vorliegende Beitrag befasst sich mit geschlechtsspezifischen Verzerrungen, die bei der Erfassung von psychischen Erkrankungen, insbesondere der Depressivität, auftreten können. In fast allen Studien werden für Frauen höhere Werte von Depressivität berichtet als für Männer. Anhand sozialkonstruktivistischer Theorieansätze sowie der Artefakttheorie wird beleuchtet, inwieweit traditionelle Geschlechterrollenbilder dabei eine Rolle spielen. So weisen Männer eine geringere Bereitschaft auf als Frauen, von depressiven Symptomen zu berichten. Auch sind die Fragebögen zur Erfassung von Depressivität häufig stärker auf die traditionell weibliche Rolle ausgerichtet. Daher können die vorherrschenden Geschlechterrollenbilder zu einer Verzerrung bei der Erfassung von Depressivität führen, was z. T. die höheren Depressivitätswerte von Frauen erklärt. Anhand von empirischen Studien wird aufgezeigt, welche Interviewbedingungen und Instrumente in Umfragen einen solchen Bias befördern. Der Beitrag schließt mit Handlungsempfehlungen für die Konzipierung und Planung von (Bevölkerungs-)Umfragen, um geschlechtsspezifische Verzerrungen in Befragungen zur psychischen Gesundheit zu reduzieren." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zitationshinweis
Hiesinger, Karolin (2020): Geschlechtsspezifische Verzerrungen bei der Erfassung psychischer Erkrankungen in Umfragen am Beispiel Depressivität. In: V. Scherenberg & J. Pundt (Hrsg.) (2020): Psychische Gesundheit wirksam stärken - aber wie?, S. 351-369.