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Projekt

Umverteilung und Armutsrisiko von Arbeitslosen im EU-Vergleich

Projektlaufzeit: 01.01.2017 bis 29.04.2018

Kurzbeschreibung

Die Reduktion des Armutsrisikos ist eines der zentralen Ziele der Europäischen Union im Rahmen der Strategie „Europa 2020“. Als von Armut bedroht gelten Personen, die über weniger als 60 Prozent des mittleren (Äquivalenz-)Einkommens in einem Land verfügen. Zwar orientiert sich die Grundsicherung in Deutschland vorrangig an einem etwas abweichenden Indikator, nämlich dem soziokulturellen Existenzminimum, aber auch die Bekämpfung des Armutsrisikos, wie zuvor definiert, ist ein verbindliches Ziel der deutschen Sozialpolitik. Arbeitslose gehören überall zu den Personengruppen mit dem höchsten Armutsrisiko. 2014 lag diese Risikoquote in den Ländern der EU-28 für die Gesamtbevölkerung im Alter von 16-64 bei 17 Prozent, für die Erwerbslosen bei fast 48 Prozent. Dabei gibt es aber große Länderunterschiede. In Deutschland ist der Anteil der armutsgefährdeten Arbeitslosen mit beinahe 68 Prozent außergewöhnlich hoch. Diese Befunde beruhen auf der Erhebung EU-SILC. Das Sozio-Ökonomische Panel (SOEP) weist für Deutschland eine etwas niedrigere Quote aus, die aber im EU-Vergleich immer noch sehr hoch ist. Insbesondere arbeitslose Bezieher von SGB-II-Leistungen sind besonders häufig auch relativ arm. Auch andere Indikatoren wie das Ausmaß von materieller Entbehrung (Deprivation) zeigen, dass die materielle Lage von Arbeitslosen in Deutschland relativ schlecht ist – zumindest im Vergleich zu Ländern mit vergleichbarem Wohlstandsniveau. Das ist umso bemerkenswerter, als das Niveau der passiven Leistungen an Arbeitslose in Deutschland nicht unterdurchschnittlich ist. In Italien beispielsweise ist das Transferniveau deutlich niedriger, und doch sind dort weniger Arbeitslose armutsgefährdet.

Vor diesem Hintergrund untersucht das geplante Projekt im europäischen Ländervergleich, welchen Einfluss das jeweilige staatliche Steuer- und Transfersystem auf die Armutsreduktion bei Arbeitslosen hat. Daneben wird in Regressionsanalysen auch der Einfluss der Verteilung der Markteinkommen, des Haushaltskontexts von Arbeitslosen und ihrer individuellen Merkmalen auf die Armutsgefährdung und die Armutsreduktion berücksichtigt. Als Datengrundlage dient die Erhebung EU-SILC. Es werden alle Länder mit validen Daten einbezogen, um hinreichend Variation im Hinblick auf die länderspezifischen institutionellen Faktoren zu gewinnen.

Es gibt bereits Studien zur Wirkung der staatlichen Umverteilung auf die Armutsreduktion, auch im Ländervergleich, aber ohne spezifischen Fokus auf Arbeitslose. Zudem wird für das Projekt mit EU-SILC eine breite und aktuelle Datengrundlage, die vermutlich bis 2015 reichen wird, zur Verfügung stehen.

Ergänzend ist in einem zweiten Schritt geplant, mit dem Simulationsmodell EUROMOD Änderungen in der Umverteilung, beispielsweise der Arbeitslosenunterstützung, und ihre Wirkung auf die Armutsreduktion zu simulieren. Damit soll die Frage beantwortet werden, um wieviel die Ausgaben für passive Leistungen in den Ländern, unter Vernachlässigung von Verhaltenseffekten, erhöht werden müssten, um das Ausmaß der Armut bei Arbeitslosen um einen bestimmten Wert zu reduzieren. Das soll gemeinsam mit externen Kooperationspartnern (voraussichtlich Francesco Figari, ISER, University of Essex, Großbritannien) geschehen. Ob diese Simulationen realisierbar ist, muss im Laufe des Projekts noch geklärt werden.

Ziel

- Identifizierung der Auswirkungen des Steuer- und Transfersystems insgesamt und einzelner Steuer- und Transferarten auf das Armutsrisiko von Arbeitslosen im EU-Vergleich

- Ermittlung von Regelungen, die zu einer wirksamen Reduktion des Risikos beitragen, sowie deren mögliche fiskalische Kosten.

Leitung

Thomas Rhein
01.01.2017 - 29.04.2018

Mitarbeiter

01.01.2017 - 29.04.2018