Kurzbeschreibung

In Deutschland hat jeder sechste Mensch einen Niedriglohnjob, was einer der höchsten Werte in Europa ist (Destatis, 2023). Und etwa 60 % der Leute, die einen Niedriglohnjob anfangen, sind auch vier Jahre später noch in einem solchen Job. Obwohl der Anteil der Beschäftigten in Niedriglohnjobs seit 2018 um 5 % gesunken ist, ist Niedriglohnarbeit immer noch einer der wichtigsten Gründe, warum Menschen in Armut geraten. Um dem Problem einer zunehmend verarmten sozialen Struktur innerhalb einer Gesellschaft entgegenzuwirken, ist es wichtig, die Dynamiken innerhalb und außerhalb von Niedriglohnjobs zu erkennen und zu verstehen. Die Analyse des Prozesses des Ausstiegs aus Niedriglohnjobs ist entscheidend, um das Ausmaß des Problems der Niedriglohnbeschäftigung zu bewerten und erfolgreiche Maßnahmen zur Förderung des sozialen Aufstiegs zu entwickeln. Die zentrale Frage unseres Forschungsprojekts lautet daher: Wer kann aus Niedriglohnjobs aussteigen und warum? Das übergeordnete Ziel dieses Projekts ist es, die Rolle der Qualifizierung durch berufliche Weiterbildungsprogramme als Mechanismus, durch den Berufe und Unternehmen den Ausstieg aus Niedriglohnarbeit beeinflussen, besser zu verstehen. Ein zentraler Bestandteil unseres Forschungsprojekts ist eine detaillierte Analyse des Einflusses verschiedener Arten von beruflicher Weiterbildung auf die Wahrscheinlichkeit, einen Niedriglohnjob zu verlassen. Als primäre Arbeitsstätten spielen Unternehmen eine wichtige Rolle bei der Konzeption von Weiterbildungsmöglichkeiten, die wiederum einen erheblichen Einfluss auf die berufliche Mobilität haben. Zwar gibt es umfangreiche Untersuchungen zu den individuellen Auswirkungen von Berufen, Unternehmensqualität und beruflicher Weiterbildung auf den Ausstieg aus Niedriglohnarbeit, doch bleibt eine zentrale Herausforderung bestehen: Es müssen Modelle entwickelt werden, die untersuchen, wie diese Faktoren zusammenwirken und die Wege der Arbeitnehmer aus Niedriglohnbeschäftigung im Laufe der Zeit beeinflussen. Ein Hauptgrund dafür ist die Verfügbarkeit von Daten, auf die wir später noch eingehen werden. Daher gibt es nur wenige Untersuchungen, die einen einheitlichen Ansatz verwenden, um zu untersuchen, wie diese Merkmale zusammenwirken und die Wahrscheinlichkeit eines Ausstiegs aus Niedriglohnarbeit beeinflussen. Durch die ganzheitliche Betrachtung dieser Faktoren schließt diese Untersuchung bestehende theoretische, methodische und empirische Rahmenwerke und trägt zur Entwicklung wirksamerer Strategien bei, die es Einzelpersonen ermöglichen, aus Niedriglohnbeschäftigung aufzusteigen und auszusteigen.