Die UN-Behindertenrechtskonvention von 2009 verlangt die „volle und wirksame“ Teilhabe an der Gesellschaft. Knapp acht Millionen Menschen in Deutschland sind von einer schweren Behinderung betroffen, für rund drei Millionen stellt sich aufgrund ihres Lebensalters die Frage nach beruflicher Inklusion. Doch sie sind etwa doppelt so häufig arbeitslos wie Menschen ohne Behinderung und suchen dreimal so lange nach einer neuen Stelle. Die Pflichtbeschäftigungsquote von fünf Prozent wird seit Jahren nicht erreicht und stagnierte zuletzt. Selbst die Hälfte der DAX-Unternehmen erreicht die Quote nicht. Das gäbe Anlass zu kritischer Berichterstattung. Im Gegensatz dazu ist das Bild in deutschen Medien von individuellen Erfolgsstorys statt strukturellen Problemen geprägt. Das unterscheidet die Berichterstattung deutlich von der über andere Felder der Sozial- und Arbeitsmarktpolitik. Die vorliegende Untersuchung schließt eine Forschungslücke: Im Dreiklang von Arbeitsmarkt (Realität), Medienbild (Medienrealität/Inhaltsanalyse) und journalistischen Praktiken (Interviews) wird für den Zeitraum 2009 bis 2017 untersucht, welche Nachrichtefaktoren, Stereotypen und kulturellen Modelle die Berichterstattung bis dato prägen und wie sie zustande kommen. Praxistaugliche Alternativen werden aus Wissenschaft und Expertengesprächen entwickelt.
Termin
10.3.2022
, 13:00 - 14:00 Uhr
Zu Gast
Dr. Matthias Vollbracht,
Media Tenor International AG
Ort
Bis auf weiteres werden die Vorträge per Skype-for-Business übertragen. Bei Interesse melden Sie sich mit einer kurzen Mail an IAB.Colloquium@iab.de unter Angabe des jeweiligen Vortrags an.