Das duale Ausbildungssystem, einst ein Aushängeschild der deutschen Wirtschaft, steckt in der Krise. Schon vor Corona drohte eine schleichende Auszehrung des Systems. Zum einen nimmt die Zahl junger Menschen aus demografischen Gründen bereits seit Jahren deutlich ab, zum anderen entscheiden sich immer mehr Jugendliche für ein Studium oder eine schulische statt für eine betriebliche Ausbildung. Schließlich gelingt es gerade junge Menschen aus sozial benachteiligten Familien häufig nicht, einen Ausbildungsabschluss zu erwerben.
Allerdings nahm angesichts zunehmender Fachkräfteengpässe in den letzten Jahren vor der Corona-Krise das Ausbildungsplatzangebot wieder zu – und damit das Problem unbesetzter Ausbildungsplätze.
Mit der Corona-Krise hat sich die Situation stark verändert. Das betriebliche Ausbildungsplatzangebot ging bis zum Frühjahr 2021 deutlich zurück, insbesondere in kleineren Betrieben. Auch wenn das Ausbildungsplatzangebot inzwischen wieder deutlich angestiegen ist, liegt es noch immer deutlich unter dem Vorkrisenniveau.
Noch dramatischer sind die bewerberseitigen Rückgänge seit Ausbruch der Pandemie. Die Zahl der im August gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber ging von 2019 bis 2021 um insgesamt 15 Prozent zurück. Auch kommen Angebot und Nachfrage vielfach nicht zusammen: Im Jahr 2020 ging die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 9,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. Gleichzeitig nahm die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen zu. Besonders betroffen: das Handwerk – dem damit ein sich verschärfender Engpass an Fachkräften und in der Folge erhebliche Qualitätsverluste drohen.
Doch was tun? Konnte die von der Bundesregierung ausgelobte Ausbildungsprämie den coronabedingten Einbruch abfedern? Und wie können Ausbildungsberufe, auch finanziell, wieder attraktiver werden, ohne die betroffenen Betriebe zu überfordern? Braucht es „abgespeckte“ Ausbildungsberufe für leistungsschwächere Jugendliche? Muss die Berufsorientierung ausgebaut werden? Und droht ein Ausbildungsplatzmangel, wenn junge Menschen nach der Coronakrise wieder verstärkt auf den Ausbildungsmarkt drängen?
Termin
15.11.2021
, 18:00 Uhr
Ort
Historischer Rathaussaal der Stadt Nürnberg,
Rathausplatz 2,
90403 Nürnberg
Programm
Begrüßung und Einführung
Marcus König, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg
Podiumsgespräch
Moderation
Ute Möller, Freie Journalistin
Podiumsgäste
- Prof. Bernd Fitzenberger, Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
- Anja Karliczek, MdB, Bundesministerin für Bildung und Forschung
- Evelyn Räder, Abteilungsleiterin Arbeitsmarktpolitik beim Deutschen Gewerkschaftsbund
- Karl-Sebastian Schulte, Geschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Handwerks
Nachgehakt – Fragen aus dem Publikum
Schlusswort
Prof. Ulrich Walwei, Vize-Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
Nachlese
- Nürnberger Gespräche: Droht nach Corona eine dauerhafte Erosion der dualen Ausbildung?
(Video der Veranstaltung auf dem YouTube-Kanal des IAB) - Nürnberger Gespräche: Droht nach Corona eine dauerhafte Erosion der dualen Ausbildung?
(Veranstaltungsbericht im IAB-Forum)
In Kooperation mit
Die Veranstaltungsreihe wird von der Bundesagentur für Arbeit — unter Federführung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung — und der Stadt Nürnberg ausgerichtet.