Verteilungswirkungen der Subventionierung von Sozialbeiträgen im Niedriglohnbereich
Abstract
In der wissenschaftlichen und wirtschaftspolitischen Diskussion werden Lohnsubventionen im Niedriglohnbereich in Deutschland vorwiegend als beschäftigungspolitisches Instrument angesehen. Der Beitrag analysiert die Verteilungswirkungen von Lohnsubventionen exemplarisch anhand des Vorschlags der Zukunftskommission der Friedrich-Ebert-Stiftung einer degressiv gestaffelten Subventionierung der Sozialbeiträge im Niedriglohnbereich. Dabei werden auf der Basis eines Partialmarktmodells des Arbeitsmarktes unter Verwendung empirisch geschätzter Arbeitsangebots- und Nachfrageelastizitäten auch die bei Lohnsubventionen auftretenden indirekten Arbeitsangebots- und Lohneffekte berücksichtigt. Die Simulationsergebnisse zeigen, dass der größte Teil der Begünstigten bereits beschäftigt ist und nur etwa ein Zehntel des Zuschussvolumens an Haushalte fließt, die in relativer Einkommensarmut leben und bei denen ein Teil der Begünstigung durch die Einkommensanrechnung bei der Sozialhilfe und beim Wohngeld wieder aufgezehrt wird. Es wird geschlussfolgert, dass die Subventionierung von Sozialbeiträgen unter verteilungspolitischen Gesichtspunkten insgesamt negativ zu bewerten ist. Plädiert wird dafür, dass unter verteilungspolitischen Gesichtspunkten eine zielgenauere Förderung unter Berücksichtigung des Haushaltseinkommens vorzuziehen ist. Eine Möglichkeit dazu besteht im Rahmen des Familienlastenausgleichs durch die Einführung eines einkommensabhängigen Kindergeldzuschlags bzw. auch Erziehungszuschlags. 'Dies wäre allerdings mit einer weiteren Schwächung der Anreize zur Aufnahme einer Beschäftigung bei den dadurch begünstigten Haushalten verbunden.' (IAB)
Cite article
Steiner, V. & Jacobebbinghaus, P. (2001): Verteilungswirkungen der Subventionierung von Sozialbeiträgen im Niedriglohnbereich. In: I. Becker, N. Ott & G. Rolf (Hrsg.) (2001): Soziale Sicherung in einer dynamischen Gesellschaft : Festschrift für Richard Hauser zum 65. Geburtstag, p. 618-646.