Anmerkungen zum Begriff und Aussagegehalt der "Stillen Reserve" nach dem Ansatz des IAB
Abstract
Der Autor analysiert kritisch Begriff und Messung der Stillen Reserve im Rahmen des Erwerbspersonenpotentials des IAB. Seine Schlußfolgerung: "Die IAB-Berechnung der Stillen Reserve ist nur mit großen Vorbehalten zu verwenden. Sie weist in der Konzeption und in den einzelnen Ableitungsstufen zahlreiche willkürliche Annahmen auf, die bei anderen Setzungen zu einem u.U. beträchtlich unterschiedlichen Ausweis der Stillen Reserve führen würden. Hinsichtlich der Quantifizierungsversuche ist der Aussagegehalt deshalb gering, eine Verwendbarkeit für arbeitsmarkt- oder sozialpolitische Entscheidungen praktisch nicht gegeben. Dennoch kann nicht bestritten werden, daß eine Stille Reserve als solche existiert und von den politischen Entscheidungsträgern bei ihren Maßnahmen auch berücksichtigt werden sollte. Jedoch dürften empirische Analysen auf der Grundlage anderer Ansätze erfolgversprechender sein. Das gilt insbesondere für die Frage, inwieweit Änderungen des Beschäftigungsstandes im Konjunkturverlauf zu entsprechenden Veränderungen bei den registrierten Arbeitslosen oder bei den Nicht-Erwerbspersonen (von denen ein Teil rein gedanklich der Stillen Reserve zuzurechnen wäre) führen. Hier sollte sich die Analyse auf die in der Vergangenheit tatsächlich beobachteten Beziehungen stützen und diese für die Vorausschätzung der Auswirkungen unterschiedlicher Arbeitsmarktverhältnisse auf die Erwerbsbeteiligung auszuwerten versuchen. Eine Stille Reserve würde dann als Bestand nicht mehr ausgewiesen." (IAB2)
Cite article
Sandermann, G. (1980): Anmerkungen zum Begriff und Aussagegehalt der "Stillen Reserve" nach dem Ansatz des IAB. In: D. Mertens & W. Klauder (Hrsg.) (1980): Probleme der Messung und Vorausschätzung des Erwerbspersonenpotentials : Beiträge zum Arbeitstreffen am 17. und 18. Mai 1979 (Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 44), p. 51-62.