Paare und Geld
Abstract
Die Autoren diskutieren die Frage, inwieweit das kulturdiagnostisch unterstellte Vermögen des Geldes, alle Beziehungen in Geldbeziehungen zu transformieren, tatsächlich vor der Liebe Halt macht (oder nicht) und wie es insbesondere um das wechselseitige Selbst- und Beziehungsverständnis der Lebenspartner in ihrer Intimbeziehung bestellt ist, wo jenes bürgerliche Ehe-Ideal mit der ihm eigenen institutionellen Ordnung von "Geld und Liebe" nicht mehr ungebrochen greift: in modernen Zweiverdiener- Paaren. Die Ausführungen der Autoren beziehen sich u.a. auf die bürgerliche Ordnung von Geld und Liebe, auf die Funktion des Geldes als "Beziehungsgeld" und auf die neue Selbst-Herrschaft im Privaten. Sie zeigen, dass bei den posttraditionalen Zweiverdiener-Paaren eine "Ökonomie der Moral" im Privaten in Erscheinung tritt, die immer schon beziehungsgeldvermittelt und an einer "Moral der Ökonomie" und der ihr folgenden Selbst-Ökonomie ausgerichtet ist. Der modernisierte Kapitalismus mit seinen Erfolgs- und Erlebnisimperativen, das in ihm entfesselte Geldvermögen und ebenso auch die Liebe finden zunehmend ihren Ansatzpunkt im subjektiven und kollektiven Begehren. Die Erfüllung von mehr als auf Geld ausgerichteten Liebesbedürfnissen setzt jedoch in dieser neuen Ordnung des Privaten immer eines voraus: mehr Geld. (ICI2, IZ-Doku)
Cite article
Hirseland, A., Schneider, W. & Wimbauer, C. (2005): Paare und Geld. Zur Ökonomisierung der Beziehungskultur. In: WestEnd. Neue Zeitschrift für Sozialforschung No. 1, p. 108-118.