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Arbeitszeitgesetz und flexible Arbeitszeitmodelle

Abstract

"Grundeinschätzung: Die Anforderungen an flexibles Arbeiten steigen etwa im Zuge der Digitalisierung der Wirtschaft (z.B. Warning et al. 2022). Zugleich nehmen auch die Anforderungen von Beschäftigtenseite an individuelle, flexible Arbeitszeitmodelle zu. Insgesamt ist die Arbeitszeit in den letzten 20 Jahren deutlich flexibler geworden – etwa über die Verbreitung von tariflichen Öffnungsklauseln und Arbeitszeitkonten (Ellguth et al. 2018). Die Flexibilität wird dabei stärker von Merkmalen des Betriebs und des Jobs als des Beschäftigten bestimmt (z.B. Weber/Zapf 2018). Gesetzliche Regeln wie im Arbeitszeitgesetz geben üblicherweise einen einheitlichen Rahmen vor. Während dies den Vorteil der Klarheit hat, weisen sie Schwächen auf, wenn es um die Anpassungsfähigkeit an konkrete Gegebenheiten geht. Eine größere Flexibilität wäre also an sich wünschenswert. Soll diese erreicht werden, sind zwei Punkte essentiell: 1. Arbeitszeitregeln dienen dem Arbeits- und Gesundheitsschutz. Eine umfangreiche Literatur zeigt negative Wirkungen von überlangen bzw. belastenden Arbeitszeiten auf körperliche Gesundheit, Psyche, Schlafstörungen u.ä. (vgl. Arlinghaus 2022). Diese Risiken werden nicht an sich gemindert, wenn es um neue Arbeitsformen geht. Auch eine – bereits gelegentliche – Verkürzung von Ruhezeiten ist negativ mit psychosomatischen Beschwerden und Work-LifeBalance assoziiert (Backhaus et al. 2017). 2. Trotz der steigenden Knappheit am Arbeitsmarkt befinden sich Arbeitnehmende in Beschäftigungsverhältnissen gegenüber dem Arbeitgeber üblicherweise in der strukturell schwächeren Position. Lösungen über individuelle Vereinbarungen von Arbeitsbedingungen ohne gesetzlichen und kollektiven Rahmen sind deshalb problematisch. Zudem gilt es zu vermeiden, daß durch bestimmte berufliche Fälle motivierte Neuregelungen notwendige Schutzstandards für alle Arbeitnehmenden aufweichen. Aus diesen Rahmenbedingungen lässt sich ableiten, dass es bei Flexibilisierungen auf Zielgenauigkeit und angemessenen Ausgleich ankommt." (Textauszug, IAB-Doku)

Cite article

Weber, E. (2023): Arbeitszeitgesetz und flexible Arbeitszeitmodelle. Stellungnahme Stellungnahme zu "Arbeitszeitgesetz zeitgemäß weiterentwickeln - Bedürfnissen von Arbeitnehmerinnen bzw. Arbeitnehmern und Betrieben im Rahmen von Tarifverträgen gerecht werden" und "Dialogprozess zur Flexibilisierung von Arbeitszeitmodellen starten". (Schleswig-Holsteinischer Landtag, 20. Wahlperiode. Umdruck 20/1748), 3 p.

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