Sind kontinental-europäische Wohlfahrtsstaaten "Arbeitsplatzkiller"?

Abstract

"Die aktuelle Arbeitsmarktentwicklung in den kontinental-europäischen Wohlfahrtsstaaten zeigt ein widersprüchliches Bild. In Norwegen, Österreich, den Niederlanden und Dänemark ist die Arbeitslosigkeit mit Arbeitslosenquoten zwischen 4 Prozent und 6 Prozent (1997) im internationalen Vergleich sehr niedrig. In Schweden, Deutschland und Finnland mit Quoten zwischen 10 Prozent und 13 Prozent dagegen mehr als doppelt so hoch. Wie ist diese erhebliche Streuung der Arbeitslosenquoten zu erklären? Sieht man von den unterschiedlichen makroökonomischen Stellgrößen einmal ab, so kann eine Vielzahl von strukturellen Unterschieden als Erklärung herangezogen werden. Von grundlegender Bedeutung ist u.a. die Frage, in welchem Umfang Regulierungen und Rigiditäten des Arbeitsmarktes zu den hohen Arbeitslosenquoten geführt haben. Es wurde eine Vielzahl institutioneller Faktoren identifiziert, die zu hoher Arbeitslosigkeit beitragen können. Die Liste umfaßt u.a. großzügige Sozialleistungen, eine hohe Belastung der Arbeitnehmer und Arbeitgeber durch Steuern und/oder Sozialabgaben und gesetzliche Regelungen zur Arbeitsplatzsicherheit. Im allgemeinen sind all diese Punkte kennzeichnend für Wohlfahrtsstaaten. Es gibt aber auch erhebliche Unterschiede, wie der Vergleich Dänemark und Deutschlands zeigt. Der dänische Sozialstaat ist beispielweise anders finanziert und auch die Arbeitsmarktverfassung unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von der deutschen. Diese Unterschiede und ihre möglichen Beschäftigungseffekte stehen im Mittelpunkt des Beitrages. Sie sind deshalb von Interesse, da Dänemark seit Mitte der neunziger Jahre eine wesentlich bessere Arbeitsmarktperformanz aufweist als Deutschland." (Autorenreferat, IAB-Doku)

Cite article

Emmerich, K. (1999): Sind kontinental-europäische Wohlfahrtsstaaten "Arbeitsplatzkiller"? Verschiedene Muster im Vergleich. In: Europäische Kommission, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg & Industrie- und Handelskammer, Berlin (Hrsg.) (1999): Der Sozialstaat als Standortfaktor : neue Märkte für Soziale Dienste. Fachtagung, 6. und 7. September 1999 in Berlin, p. 179-195.