Frauen- und Arbeitsmarktforschung in der ehemaligen DDR (3 Thesen)
Abstract
"Die Autorin analysiert die geschlechtshierarchische Arbeitsteilung in der ehemaligen DDR. Drei Dimensionen werden benannt: die Dimension der strukturellen Geschlechterhierarchie, die Dimension der subjektiven Verankerung von Geschlechterstereotypen und die Dimension des täglichen Handelns. In allen Dimensionen wird die herrschende Machtasymmetrie zwischen den Geschlechtern deutlich, 'und zwar als durchgängige natürliche Zweitrangigkeit von DDR-Frauen gegenüber DDR-Männern'. <br> Die Pflicht zur Berufsarbeit bei gleichzeitiger 'wesenhafter' selbstverständlicher Zuständigkeit für Kinder, Familie und Haushalt minderte von vornherein die Arbeitsmarktchancen von Frauen. Trotz der Stilisierung der Erwerbsarbeit als 'Herzstück sozialistischer Lebensweise' deutete sich Anfang der 80er Jahre eine Werteverschiebung hin zu einer Individualisierung und Differenzierung (weiblicher) Lebenskonzepte an. Traditionelle Geschlechtermuster wurden zunehmend als Alternative begriffen. Doch die sozial ungleich verteilte Relativierung der Erwerbsarbeit wird auch die sozialen Differenzierungen innerhalb der Geschlechtergruppen verstärken. <br> Die Autorin plädiert daher für eine differenzierte, d.h. die unterschiedliche Geschichte und strukturellen Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern berücksichtigende ost-westdeutsche Frauenforschung." (Autorenreferat)
Cite article
Nickel, H. (1992): Frauen- und Arbeitsmarktforschung in der ehemaligen DDR (3 Thesen). In: G. Engelbrech, S. Schenk & P. Wagner (Hrsg.) (1992): Bedingungen der Frauenerwerbsarbeit im deutsch-deutschen Einigungsprozeß (Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 167), p. 11-19.