Sozio-ökonomischer Wandel und sozialstrukturelle Folgen
Abstract
"Die verstärkt um sich greifende Freisetzung von Arbeitskräften, die zwar alle Schichten der arbeitenden Bevölkerung betrifft, Qualifizierte und Unqualifizierte, Jüngere und Ältere, Frauen und Männer, hat ihre Ursachen nicht nur im gesellschaftlichen Wandel zur Marktwirtschaft zu suchen. <br> Um die Betroffenheit von Arbeitslosen zu verstehen, ist ihre Situation aus dem Kontext ihrer bisherigen sozialen und ökonomischen Bedingungen zu sehen. Die Bevölkerung der neuen Bundesländer hat sich über Jahrzente bestimmte Werte, Ziele, Interessen angeeignet und sich damit mehr oder weniger identifiziert. Sie war sozial in unterschiedliche Gruppen, Institutionen eingebunden, und sie hat daraus ihre Alltagserfahrungen gezogen. Die Abgeschlossenheit des Gesellschaftssystems (das sich in Institutionen, Organisationen fortsetzte) bedingt nur eingegrenzt überschaubare Handlungsmöglichkeiten. Die Bewältigung des Berufs- oder Alltagslebens insgesamt bedurfte zum Teil besonderer Bewältigungsstrategien. Individuelle Neigungen, Bedürfnisse, Aktivitäten waren den vorgegebenen Rahmennormen angepaßt. Unter den neuen gesellschaftlichen Bedingungen werden nicht nur die neuen geltenden Werte wahrgenommen und in das eigene Handeln eingebaut werden müssen, sondern der einzelne wird erst allmählich verstehen, daß sich ihm auch eine neue Chance bietet, seine Individualität in den verschiedenen Bereichen des neuen Gesellschaftssystems einbringen zu können. Indiviualisierung wird man erst lernen müssen. Arbeitslose werden diese Thematik zuerst erfahren und zu bewältigen haben." (Autorenreferat)
Cite article
Müller, G., Otto, M. (sonst. bet. Pers.) (1992): Sozio-ökonomischer Wandel und sozialstrukturelle Folgen. Freisetzungs- und Wiederbeschäftigungstendenzen im Territorium Jena. In: M. Kaiser & H. Görlitz (Hrsg.) (1992): Bildung und Beruf im Umbruch. Zur Diskussion der Übergänge in die berufliche Bildung und Beschäftigung im geeinten Deutschland (Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 153.2), p. 209-220.