Neue Modellrechnungen zur Entwicklung des Erwerbspersonenpotentials im bisherigen Bundesgebiet bis 2010 mit Ausblick bis 2030
Abstract
"Der Beitrag enthält neue alternative Modellrechnungen zur Entwicklung des Erwerbspersonenpotentials im bisherigen Bundesgebiet. Sowohl methodisch als auch statistisch handelt es sich um eine Fortführung der bislang erstellten Potentialprojektionen (letzte umfassende Veröffentlichung 1986. Beitrage zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 105). Der ausgewiesene Potentialpfad beschreibt eine Obergrenze des Erwerbspersonenangebots auf Basis der bisher beobachteten Erwerbsbeteiligung. Die wichtigsten Ergebnisse der Modellrechnungen lauten: Das Gesamtpotential an deutschen und ausländischen Erwerbspersonen im bisherigen Bundesgebiet würde rein demographisch bedingt, d.h. bei konstanten Erwerbsquoten und Wanderungssaldo Null, in diesem und im nächsten Jahrzehnt um jeweils beinahe 2 Mio. sinken, insgesamt um gut 3,7 Mio. Personen. Nach 2010 würde sich der Rückgang beschleunigen. 2030 gäbe es rd. 10 Mio. Erwerbspersonen weniger als 1990. Bei den in den Modellrechnungen unterstellten Nettozuwanderungen von rd. 3 Mio. Personen (1,3 Mio. Ausländer, 1,7 Mio. Deutsche) in das bisherige Bundesgebiet bis zum Jahre 2000 und weiteren 1,3 Mio. (davon 1,2 Mio. Ausländer) bis 2010 könnte der rein demographisch verursachte globale Rückgang nur bis etwa 2000 ausgeglichen werden. 2010 läge die Erwerbspersonenzahl um 0,6 Mio. unter dem Niveau von 1990. Legt man als grobe Faustgröße eine Erwerbsquote der Zuwanderer von 50% zugrunde, bedürfte es demzufolge im nächsten Jahrzehnt einer Nettozuwanderung von etwa 2,4 Mio. Ausländern statt der angenommenen 1,2 Mio., wenn die negative demographische Komponente nur über Zuwanderungen voll kompensiert werden sollte. Berücksichtigt man indessen zusätzlich auch die Trends der Erwerbsbeteiligung, insbesondere den steigenden Trend der Frauenerwerbsneigung sowie die Wiederanhebung der Altersgrenzen ab 2000, so ist noch bis 2010 mit einem kräftig weiter steigenden Erwerbspersonenpotential zu rechnen. Einschließlich der unterstellten Zuwanderungen ergeben sich bei einer mäßigen Trendfortschreibung der Frauenerwerbsquoten für das Jahr 2000 über 1 Mio. und für 2010 ca. 1,7 Mio. mehr Erwerbspersonen als 1990 (untere Projektionsvariante)." (Autorenreferat)
Cite article
Thon, M. (1991): Neue Modellrechnungen zur Entwicklung des Erwerbspersonenpotentials im bisherigen Bundesgebiet bis 2010 mit Ausblick bis 2030. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Vol. 24, No. 4, p. 673-688.