Stabile und instabile Erwerbsverläufe bei Betriebsstillegungen
Abstract
"Zielsetzung des Referats ist es, am Beispiel der AG "Weser" die Funktionsweise des Arbeitsmarkts bei der Schließung eines Großbetriebs darzustellen. Bereits in der Schließungsphase der AG "Weser" wurde deutlich, daß die Erwartungen eines gemeinsamen Arbeitsmarktschicksals der Entlassenen eine Fiktion war, denn immerhin ein Viertel der Belegschaft wechselte nahtlos, ohne arbeitslos zu werden, in ein neues Beschäftigungsverhältnis. Nach drei Jahren waren ca. 70 % der Entlassenen wiederbeschäftigt, 14 % waren auf Dauer arbeitslos und die übrigen aus dem Arbeitsmarkt ausgegrenzt oder ausgeschieden. Die Wiederbeschäftigten fanden fast alle wieder im Bremer Raum Arbeit. Abwanderungsprozesse spielten nur bei Ausländern eine Rolle.<br> Kaum einer der wiederbeschäftigten ehemaligen AG "Weser"-Mitarbeiter kann freilich auf eine "gradlinige" berufliche Karriere nach der Stillegung zurückblicken. Vorübergehende Erfahrungen wie Arbeitslosigkeit, berufliche und soziale Verschlechterungen sowie Betriebswechsel stellen einen Bruch im bisher weitgehend stabilen Berufsverlauf dar. Dargestellt werden soll, warum es zu unterschiedlichen Wiederbeschäftigungsbedingungen in den neuen Betrieben gekommen ist, wer vor allem zum Verlierer oder Gewinner der Betriebsschließung wurde oder gerade noch einmal davongekommen ist. Zugleich sollen auch Bedeutung, Ausmaß und Ursachen instabiler Erwerbsverläufe nach der Stillegung dargestellt werden.<br> Die Ergebnisse des Fallbeispiels werden mit anderen Betriebsschließungen in der Bundesrepublik und in einigen westeuropäischen Ländern verglichen, um so zu verallgemeinerungsfähigeren Aussagen zu gelangen und zugleich Indizien für einen gezielteren Einsatz arbeitsmarktpolitischer Instrumente zu gewinnen." (Autorenreferat)
Cite article
Heseler, H. (1990): Stabile und instabile Erwerbsverläufe bei Betriebsstillegungen. In: W. Dressel, W. R. Heinz, G. Peters & K. Schober (Hrsg.) (1990): Lebenslauf, Arbeitsmarkt und Sozialpolitik (Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 133), p. 121-137.