Das Beschäftigungsvolumen: Personen, Fälle, Dauer
Abstract
"Das Beschäftigungsvolumen, seine Entwicklung und seine Verteilung (sowie die daran unmittelbar geknüpften Möglichkeiten des Einkommenserwerbs) gehören zu den zentralen Indikatoren der Arbeitsmarktanalyse. Anders als bei bisher üblichen Bestandszählungen werden konjunkturell oder strukturell bedingte Veränderungen der Stromgrößen oder der Dauer miterfaßt. Aus dem Zusammenspiel der einzelnen Komponenten (Personen-Fälle-Dauer) entsteht ein Bild von der 'inneren Struktur' des Beschäftigungsvolumens und von der Dynamik der Anpassungsprozesse. Zum ersten Mal stehen nun solche Informationen zum Beschäftigungsvolumen, seiner Struktur und seiner Entwicklung in tiefer regionaler Gliederung zur Verfügung. Neben der Gesamtzahl an Personen, die in einem Jahr entweder Beschäftigung hatten oder fanden, der Zahl aller Beschäftigungsverhältnisse, kann die Analyse zeigen, wieviele Personen ganzjährig beschäftigt waren, wieviele mehrere Beschäftigungsverhältnisse hatten (nacheinander, gleichzeitig oder nach Unterbrechnungen, in einer oder mehreren Regionen bzw. Wirtschaftszweigen) und wie dauerhaft diese Beschäftigungen waren - jedes für sich genommen ein wichtiger und aussagefähiger Indikator zur regionalen Arbeitsmarktstruktur. Das Beschäftigungsvolumen von oder für Frauen entwickelte sich günstiger als das der Männer, für Deutsche wesentlich besser als für Ausländer, sehr viel günstiger bei Teilzeit- als bei Vollzeitarbeit. Die erhebliche Dynamik der Konjunkturabläufe, auch die verzögerte Reaktion der Beschäftigung auf das Wirtschaftswachstum, werden vom Beschäftigungsvolumen deutlich nachgezeichnet. Von 1980 bis 1986, zu Zeitpunkten also, in denen die Beschäftigungsmöglichkeiten in der gesamten Volkswirtschaft etwa den gleichen Umfang hatten, zeigt sich ein auffälliges Regionalgefälle in der Entwicklung, z.B. zwischen den Kreisen Peine mit einer Verlustrate von -24%, Gelsenkirchen oder Duisburg (-14%) auf der einen und den Landkreisen München, Landsberg am Lech oder Dingolfing auf der anderen Seite mit Zuwächsen bis zu 16%. So werden die Entwicklungsrisiken an den sog. alten Industriestandorten (-) im Gegensatz zu den dienstleistungsorientierten Industrieregionen (+) sichtbar und es zeigt sich ein Regionalgefälle zwischen Ballungskernen (-) und Umland (+), von Nord (-) nach Süd (+)." (Autorenreferat)
Cite article
Koller, M. & Schiebel, W. (1989): Das Beschäftigungsvolumen: Personen, Fälle, Dauer. Ein neues Konzept und Ergebnisse zur Analyse regionaler Arbeitsmärkte. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Vol. 22, No. 1, p. 125-142.