Werden wir's erleben?
Abstract
"Nicht mehr unwahrscheinlich ist in den nächsten wenigen Jahrzehnten ein mindestens regionaler Vernichtungskrieg, der uns aller Zukunftsbesorgnisse enthebt: Die weiter sinkende Atomschwelle, das sich immer noch rasch erweiternde Waffenarsenal, die Delegierung der Kriegsauslösung an Automaten und, vor allem, die soziale Verfassung der Kriegsverantwortlichen sprechen dafür.<br> 30 Jahre sind ein kurzer Zeitraum. Falls es nicht zum Krieg kommt und meine Annahmen 1,5% mittleres Jahres-Wachstum des Pro-Kopf-Bruttosozialprodukts, 2% jährliche Produktivitätssteigerung und 1% mittlere Arbeitszeitverkürzung pro Jahr längerfristig zutreffen, werden wir im Jahre 2010 im Mittel dennoch nur vielleicht 20% mehr Real-Wohlstand haben als jetzt, da Einkommenszuwächse überwiegend durch steigende Ausgaben für Ressourcen (Energie und Umweltschutz) und Wohnen absorbiert werden. Da die Produktivitätszuwächse das Volumenwachstum vermutlich übersteigen werden, steigt der Anteil der Freizeit weiter, so daß berufsbezogene Werthaltungen zugunsten außerberuflicher Interessen und Betätigungen weiter abnehmen müssen.<br> Der Pioniergeist und die Aufbruchstimmung der Nachkriegszeit werden zunehmender Einsicht in die Grenzen der Menschheit und unseres Wirtschaftens weichen.<br> Die Technik behält ihr Janusgesicht: Einerseits kann sie uns noch mehr von der täglichen Daseinsvorsorge befreien und entlasten und unsere natürlichen Begabungen erweitern, andererseits fördert sie die Gefährdungen von Gesundheit und Umwelt sowie die Entfremdungen von Natur, Arbeitsinhalten, Mitmenschen und sozialer Öffentlichkeit." (Autorenreferat)
Cite article
Krupp, H. (1984): Werden wir's erleben? Ein technisch-wirtschaftliches Zukunftspanorama. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Vol. 17, No. 1, p. 5-8.