Ein Indikatormodell für sozioökonomische Problembereiche des Arbeitsmarktes. Spezifikationsprobleme, methodische Grundlagen, erste Ergebnisse
Abstract
"Im Hinblick auf die Notwendigkeit einer weiteren Verbesserung der theoretischen und empirischen Fundierung der Arbeitsmarktpolitik werden mit ökonometrischen Arbeitsmarktmodellen einerseits und mit deskriptiv-klassifikatorischen Indikatorsystemen andererseits zwei Lösungsansätze verfolgt. Der Beitrag der existierenden ökonometrischen Arbeitsmarktmodelle kann bislang nicht befriedigen, weil die in erster Linie aus ökonomischer Perspektive entwickelten Modelle sich nur in sehr geringem Maße zur Analyse der sozioökonomischen Folgen von Arbeitsmarktungleichgewichten eignen. Wie bei ökonometrischen Modellen wird bei allen Überlegungen des vorliegenden Beitrags grundsätzlich an dem Ziel eines Simulations- und Prognosemodells des Arbeitsmarkt- und Beschäftigungssystems, dessen Zielvektor die relevanten sozialen Indikatoren dieses Systems enthält, festgehalten. Ausgangspunkt sind jedoch Arbeiten, die aus der Sozialindikatorenforschung stammen. Hier ist vorrangig das SPES-Forschungsprojekt zu nennen, in dessen Rahmen ein Indikatorensystem für arbeitsmarkt- und beschäftigungspolitische Ziele vorgelegt worden ist. Ein Voranschreiten in die damit angezeigte Richtung ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn es gelingt, soziale Indikatoren in Modelle zu integrieren. Erst unter dieser Bedingung kann nämlich erwartet werden, daß soziale Indikatoren eine Orientierung für die Arbeitsmarktpolitik leisten können. Bisher scheitert eine entsprechende Modellbildung an dem Mangel eines geeigneten Verfahrens. Mit dem PLS-Ansatz ("Soft -Modelling"), der von H. Wold stammt, wird in diesem Beitrag ein Verfahren zur Schätzung von Modellen mit unbeobachtbaren Variablen vorgestellt, das sich aufgrund seiner schwachen stochastischen Annahmen besonders für die Modellbildung in komplexen, sozioökonomischen Objektbereichen eignet. Es wird ein Indikatormodell für sozioökonomische Problembereiche des Arbeitsmarktes entwickelt und interpretiert. Darin werden die als unbeobachtbare Variablen spezifizierten Problemdimensionen "Quantitatives Beschäftigungsrisiko" und "Qualität der Arbeitsbedingungen" durch Arbeitsangebots- und Arbeitsnachfragegrößen erklärt."
Cite article
Cremer, R. & Knepel, H. (1980): Ein Indikatormodell für sozioökonomische Problembereiche des Arbeitsmarktes. Spezifikationsprobleme, methodische Grundlagen, erste Ergebnisse. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Vol. 13, No. 1, p. 125-136.