Bestimmungsgroessen der Frauenerwerbstaetigkeit
Abstract
"Auf der Grundlage einer repraesentativen Umfrage bei 3120 Frauen zwischen 15 und 60 Jahren wird versucht, das Erwerbsverhalten der Frauen anhand einer Analyse der individuellen Verhaltens- und Vorstellungsmuster zu bestimmen. Den zentralen Bezugspunkt bildet das "Drei-Phasen-Theorem" von Myrdal und Klein, dessen Ablaufschema, wie sich zeigt, bei weitem nicht das Mehrheitsverhalten der Frauen ausdrueckt. Es laesst sich vielmehr feststellen, dass eine volle Rueckkehr ins Berufsleben in der dritten Phase aus subjektiven Gruenden und infolge objektiver Bedingungen in dem Masse erschwert wird, wie in frueheren Phasen der Konnex zum Beruf ueber eine laengere Periode hinweg unterbrochen wurde. Da die in der vorangegangenen Lebensphase dominierenden Verhaltens- und Orientierungsweisen erheblich die Verhaltensmuster der naechsten Phase praejudizieren, muss sich die Frage nach der Partizipation der Frau an der Berufssphaere - zumindest langfristig - mehr an einem Modell orientieren, das staerker auf die Kontinuitaet des Verhaltens bezogen ist. So muessten neben kurz- und mittelfristig wirksamen Massnahmen, wie sie vielfach bisher schon vorgesehen sind, um den Konflikt zwischen haeuslichen und beruflichen Pflichten zu mildern - z.B. Bau von Kindergaerten, flexible Arbeitszeit, betriebliche Einarbeitungshilfen - , vor allem langfristig orientierte Massnahmen treten, die den Frauen durch alle Phasen hindurch den Kontakt zum Berufsleben sichern. Dazu wuerden vor allem gehoeren ... - Bei der Ausbildungswahl staerkere Ruecksichtnahme auf die lang fristige Verwertbarkeit einer Berufsqualifikation sowie ihrer Resistenzfaehigkeit bei Unterbrechungsperioden; - Eroeffnung langfristiger Beschaeftigungs- und Karrieremuster fuer Frauen, die explizit auch Zeitraeume mit Teilzeit- oder nichtkontinuierlicher Beschaeftigung vorsehen, die aber Per spektiven ueber diese hinaus eroeffnen und so eine langfristi gere Berufsorientierung nahelegen; - Etablierung institutionalisierter Uebergaenge von Vollbeschaef tigungsverhaeltnissen zu Teilzeit- und nichtkontinuierlicher Beschaeftigung, die eine Umdefinition der beruflichen Rolle beim Uebergang von der ersten zur zweiten Lebensphase ermoeg lichen, dabei aber einen Abbruch vermeiden; - Aenderung des Rollenverstaendnisses der Frau, wie es im Sozia lisierungsprozess den Kindern (Jungen und Maedchen) vermittelt wird."
Cite article
Weltz, F. (1971): Bestimmungsgroessen der Frauenerwerbstaetigkeit. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Vol. 4, No. 2, p. 201-215.