Unternehmerische Urteile und Antizipationen über den Bedarf an Arbeitskräften
Abstract
"Die Bundesanstalt für Arbeit, Nürnberg, hat auf Anregung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung dem Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, München, den Auftrag erteilt, in einer Studie den Aussagewert der im Ifo-Konjunkturtest enthaltenen Fragen an die Unternehmer über ihren Arbeitskräftebedarf zu untersuchen und über Erfahrungen, die in anderen Ländern mit derartigen Fragestellungen gemacht wurden, zu berichten. ... Die Studie verfolgt insbesondere den Zweck, neue Informationsquellen für die Arbeitsmarktprognose zu erschliessen. Dieser Zielsetzung entsprechend wird untersucht, inwieweit sich die Ergebnisse von Unternehmerbefragungen für die Prognose des Arbeitskräftebedarfs verwerten lassen. Im ersten Kapitel wird zunächst ein Überblick über die Verbreitung und Reichweite schriftlich fixierter Personalpläne gegeben. Es zeigt sich, dass derartige Pläne fast nur in grossen Unternehmen (mit mehr als 1000 Arbeitnehmern) vorliegen und auch dort meist weniger als ein Jahr in die Zukunft reichen. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt im zweiten Kapitel, in dem die konjunkturelle Bedeutung von kurzfristigen unternehmerischen Beschäftigungserwartungen untersucht wird. Wie die Exante-Ex-post-Vergleiche ergaben, nehmen in der Industrie die unternehmerischen Antizipationen die tatsächliche Entwicklung der Beschäftigtenzahl in den nächsten 3 bis 4 Monaten sehr gut vorweg. Obwohl die Beschäftigtenprognosen nur drei bis vier Monate in die Zukunft reichen, erweitern sie den konjunkturdiagnostischen Horizont um ein halbes Jahr; die Ex-post-Zahlen der Beschäftigten werden nämlich von der amtlichen Statistik meist mit einer Verzögerung von 2 bis 3 Monaten veröffentlicht. Im Ifo-Konjunkturtest ist eine Frage über Produktionsbehinderung durch Mangel an Arbeitskräften enthalten. Bei einem Vergleich der Ergebnisse dieser Frage mit der Zahl der offenen Stellen im dritten Kapitel zeigt sich, dass Informationen über die Veränderung des Mangels an Arbeitskräften anscheinend die oberen Wendepunkte der Zeitreihen "offene Stellen" schon früher ankündigen, während bei den unteren Wendepunkten beide Zeitreihen etwa gleichzeitig umbrechen. Die Analyse ausländischer Erfahrungen auf dem Gebiet der unternehmerischen Antizipationen der Beschäftigten im vierten Kapitel vermittelt kein einheitliches Bild, da die Fragestellung in den einzelnen Erhebungen verschieden ist. Immerhin lässt sich sagen, dass diesen Ex-ante-Daten in den meisten Laendern ein nicht unbeträchtlicher Informationswert zugesprochen wird. Der Ausblick im fünften Kapitel enthält Überlegungen zur Erweiterung derartiger Ansätze." (IAB2)
Cite article
Gerstenberger, W., Nerb, G. & Schittenhelm, S. (1969): Unternehmerische Urteile und Antizipationen über den Bedarf an Arbeitskräften. In: Mitteilungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Vol. 2, No. 9, p. 671-697.