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Publication

Alles neu in den Neuen Medien?

Abstract

"In der Boomphase der New Economy wurden die Beschäftigten in der Medien- und Kulturindustrie in Medienberichten häufig als junge Singles mit hohem Commitment für ihre Arbeit charakterisiert. Die Grenzen zwischen Erwerbsarbeit und Privatleben schienen dabei zu verschwimmen. Insbesondere für Freelancer, so der Eindruck, eröffneten sich in der Branche Chancen für Selbstbestimmung und neue Karrieremöglichkeiten. Zugleich warnten kritische Stimmen vor einer Instrumentalisierung des gesamten Lebenszusammenhangs für die Marktbehauptung. Spätestens nach der Krise der New Economy wird es nun Zeit für eine empirische Bestandsaufnahme. Lösen sich bei Freelancern, die über die Lage und Dauer ihrer Arbeitszeit selbst bestimmen können, tatsächlich die Grenzen zwischen Erwerbsarbeit und Privatleben auf? Und wie lässt sich dies mit dem Zusammenleben in einer Partnerschaft oder mit Kindern vereinbaren? Der Beitrag geht diesen Fragen anhand einer Studie über Alleinselbstständige in Kultur- und Medienberufen (Journalismus, Design und Software-Entwicklung) nach, die als exemplarisch für den neu entstehenden Idealtypus des Arbeitskraftunternehmers gelten. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die vermutete Entgrenzung von Arbeit und Leben nur bei einer kleinen Minderheit beobachten lässt. Den meisten Befragten gelingt vielmehr eine eigenständige Stabilisierung der Lebensführung. Auch leben Freelancer keineswegs überdurchschnittlich häufig alleine. Allerdings lässt sich bei der partnerschaftlichen Arbeitsteilung eine Abkehr vom Modell des männlichen Familienernährers beobachten. Kinderlose Befragte leben überwiegend in Doppelverdiener-Partnerschaften, die der Abfederung von Marktrisiken dienen. Für die interviewten Eltern eröffnet die mit der Selbstständigkeit verbundene zeitliche Flexibilität Chancen für die Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung, die von Müttern ebenso wie von Vätern wahrgenommen werden. Die meisten Befragten zeigen eine hohe Arbeitszufriedenheit und Motivation. Die Dispositionsspielräume bezüglich Lage und Dauer der Arbeitszeit tragen wesentlich zu dieser positiven Bewertung bei - eine Erkenntnis, die auch für die Management-Praxis von Interesse sein dürfte." (Autorenreferat, IAB-Doku)

Cite article

Henninger, A. (2006): Alles neu in den Neuen Medien? Arrangements von Erwerbsarbeit und Privatleben bei Freelancern in den Kultur- und Medienberufen. In: M. Becker & A. Seidel (Hrsg.) (2006): Diversity Management : Unternehmens- und Personalpolitik der Vielfalt, p. 147-164.