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Geldpolitischer Rigorismus und Arbeitsmarktinflexibilität

Abstract

Der Beitrag geht von Balls Thesen (1999) aus, wonach die Wirkung angebotsseitiger Maßnahmen, die insbesondere durch Reformen der Arbeitsmarktinstitutionen einen höheren Flexibilisierungsgrad zum Ziel haben, überschätzt wird und gleichzeitig die Bedeutung von Nachfrageimpulsen zur makroökonomischen Stabilisierung verkannt werde. In dem Beitrag wird der Frage nachgegangen, ob es zwischen beiden Aspekten einen inneren Zusammenhang gibt. Die zentralen Thesen Balls zum Zusammenhang von Nachfragepolitik und Hysterese werden zusammengefasst, und es wird diskutiert, welche Rolle Institutionen in Balls Thesen spielen. Anhand eines theoretischen dynamischen Modells der Lohn- und Preissetzung wird ihre Konsequenz für nachfrageseitige Maßnahmen, z. B. eine Politik der Geldwertstabilisierung, überprüft. Vor dem Hintergrund der theoretischen Analyse kommt die Untersuchung zu dem Schluss, dass das jeweilige institutionelle Umfeld eine zentrale Rolle spielt: institutionelle Gegebenheiten schlagen sich zum einen in der Sensitivität nieder, mit der die von den Akteuren angestrebten Löhne und Preise auf die Veränderungen der Arbeitsmarktsituation reagieren, zum anderen aber in den konkreten Anpassungsgeschwindigkeiten. Aus den geringen Anpassungsgeschwindigkeiten des Wirtschaftssystems der großen kontinentaleuropäischen Länder folgt, dass dieses besonders anfällig gegenüber Hysterese-Effekten ist. Zur Erreichung eines günstigeren arbeitsmarktpolitischen Gleichgewichts plädiert der Autor für das Konzept einer 'intelligenten' geldpolitischen Gegensteuerung im Sinne des geldpolitischen Pragmatismus der US-Notenbank unter Verzicht auf 'geldpolitischen Rigorismus' als Folge einer übersteigerten Furcht vor 'Überhitzungsphasen' der Konjunktur. (IAB)

Cite article

Möller, J. (2001): Geldpolitischer Rigorismus und Arbeitsmarktinflexibilität. Überlegungen zu den nachfrageseitigen Ursachen des europäischen Beschäftigungsproblems. In: W. Franz, H. Hesse, H. J. Ramser & M. Stadler (Hrsg.) (2001): Wirtschaftspolitische Herausforderungen an der Jahrhundertwende (Wirtschaftswissenschaftliches Seminar Ottobeuren, 30), p. 73-90.