Gerechtigkeitsüberzeugungen und Solidaritätsbereitschaften im Wohlfahrtsstaat
Abstract
In dem Beitrag wird am konkreten Beispiel sozialer Sicherungssysteme gezeigt, ob und welche Solidaritätsbereitschaften in der Bevölkerung vorhanden sind. Zunächst werden einige allgemeine Anmerkungen zur institutionalisierten Solidarität und zur Gerechtigkeitsstruktur wohlfahrtsstaatlicher Institutionen gemacht. Danach werden empirische Untersuchungsergebnisse zur Akzeptanz von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe vorgelegt. In leitfadengestützten Interviews wurden hierzu vor allem Erwerbstätige befragt, die nur geringe oder gar keine Arbietslosigkeitserfahrungen hatten. Wichtigstes Ergebnis ist, dass prinzipiell hohe Solidaritätsbereitschaften bestehen. Für die positive Einschätzung des Arbeitslosengeldes und der Sozialhilfe sind dabei nicht einzelne Kriterien entscheidend, sondern sie erklären sich damit, dass beide Leistungsarten sowohl grundlegende positive (eigene Absicherung, Kollektivinteresse) als auch negative Interessen (u.a. Arbeitsanreize, Missbrauchskontrollen) "bedienen". Gleichzeitig wird die Unterstützung der Sozialleistungssysteme auch moralisch gerechtfertigt und entsprechend begründet. (IAB)
Cite article
Hamann, S., Karl, A. & Ullrich, C. (2001): Gerechtigkeitsüberzeugungen und Solidaritätsbereitschaften im Wohlfahrtsstaat. In: J. Allmendinger (Hrsg.) (2001): Gute Gesellschaft? : Verhandlungen des 30. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Köln 2000. Teil A und B, p. 948-961.