Die sozialpolitische Bilanzierung von Lebensverläufen
Abstract
Sozialpolitisches Handeln im weitesten Sinne und die Systeme sozialer Sicherung im besonderen haben die Aufgabe, die Fähigkeit der Bürger, sich gegen "Wechselfälle des Lebens" wie Verlust von Einkommen oder Unterhalt, Krankheit, Invalidität, Unfall, Alter, Tod des Ernährers und Arbeitslosigkeit zu schützen, zu stärken und mehr Gleichheit durch Prävention zu erzeugen. Dies geschieht durch eine Verrechtlichung des Lebensverlaufs, die dazu beiträgt, "Erwartungssicherheit' herzustellen. Der Beitrag geht der Frage nach, wie der Sozialstaat dieses Vertrauen erzeugt. Die Antwort auf diese Frage erfordert eine Differenzierung, da sich der Zusammenhang zwischen Sozialpolitik und Lebensverläufen je nach sozialpolitischen Gestaltungsprinzipien unterschiedlich darstellt. Dazu entwickelt die Autorin eine Typologie des Zusammenhangs zwischen sozialpolitischen Regimes und Lebensverläufen. Hier zeigt sich, daß retrospektiv bilanzierende Systeme für die Lebensverlaufsforschung besonders interessant sind. Einige der Bilanzierungsregeln und -methoden werden vorgestellt. Abschließend wird durch einen internationalen Vergleich geprüft, ob die für die deutsche Sozialversicherung identifizierten Zusammenhänge auch für die Sicherungssysteme anderer Länder aktuell sind. (IAB2)
Cite article
Allmendinger, J. (1995): Die sozialpolitische Bilanzierung von Lebensverläufen. In: P. A. Berger & P. Sopp (Hrsg.) (1995): Sozialstruktur und Lebenslauf (Sozialstrukturanalyse, 05), p. 179-201.