Produktivität in auslandskontrollierten Betrieben Ostdeutschlands
Abstract
"Vor dem Hintergrund der nach wie vor bestehenden strukturellen Probleme in Ostdeutschland wird die Rolle auslandskontrollierter Betriebe für die ostdeutsche Wirtschaft betrachtet. Ausgehend von den etablierten Theorien zur Erklärung von Direktinvestitionen werden mit den Daten des IAB-Betriebspanels Produktivitätsunterschiede zwischen Betrieben im ausländischen, westdeutschen und ostdeutschen Eigentum analysiert. Die multivariate Überprüfung entsprechender Hypothesen zum Produktivitätsvorsprung auslandskontrollierter Unternehmen liefert u. a. folgende Ergebnisse. Auslandskontrollierte Betriebe erreichen in Ostdeutschland eine um 60 % höhere Produktivität als solche im ostdeutschen Eigentum; gegenüber den Töchtern westdeutscher Unternehmen fällt der Vorsprung deutlich geringer aus. Der Vorteil ausländischer Betriebe ergibt sich bei einer breiten Streuung der Produktivität primär aus einem wesentlich höheren Anteil hochproduktiver Firmen. Die überlegene Produktivität resultiert nicht nur aus dem Faktor Auslandskontrolle "an sich", sondern auch auf indirektem Wege über den stärkeren Einsatz qualifizierter Arbeitskräfte sowie aus der intensiveren Einordnung in die internationale Arbeitsteilung. Bei Betracht und der Entwicklung in der zweiten Hälfte der 90er-Jahre zeigt sich, dass auslandskontrollierte Betriebe in Ostdeutschland ihren Produktivitätsvorsprung deutlich ausgebaut haben das spricht gegen die These, dass inländische Unternehmen gekauft werden, gerade weil sie besonders leistungsfähig sind ("Picking-the-winner"-Strategien). Die (mögliche) Rolle auslandskontrollierter Betriebe in Ostdeutschland bedarf aber angesichts der bislang relativ schmalen Datenbasis noch weiterer Untersuchungen." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Cite article
Bellmann, L., Ellguth, P. & Jungnickel, R. (2002): Produktivität in auslandskontrollierten Betrieben Ostdeutschlands. In: L. Bellmann (Hrsg.) (2002): Die ostdeutschen Betriebe in der internationalen Arbeitsteilung (Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 263), p. 85-110.