Ungleichheit und qualifikationsverzerrter technologischer Fortschritt
Abstract
"In den letzten Jahrzehnten hat der arbeitssparende technische Fortschritt die Produktivität bei qualifizierten Arbeitnehmern sehr viel stärker erhöht als bei unqualifizierten. Als Folge davon blieben die Löhne für unqualifizierte Arbeit immer weiter hinter jenen für qualifizierte Arbeit zurück, und wo dies nicht der Fall war, nahm stattdessen die Arbeitslosenrate für unqualifizierte Arbeit zu. Damit wurde qualifizierte Arbeit jedoch nicht nur absolut, sondern auch relativ immer teurer. Infolgedessen hatten und haben Unternehmungen einen Anreiz auch in Zukunft arbeitssparende Methoden eher bei qualifizierten als bei unqualifizierten Beschäftigten zu entwickeln. Dadurch wird aber gerade die Ursache für die wachsende Kluft bei Produktivität und Entlohnung von qualifizierten und unqualifizierten Arbeitsanbietern weiter verfestigt. Ein Ausweg aus diesem Dilemma wäre ein autonomer technischer Fortschritt, der einfache Arbeit wieder besonders produktiv macht (so wie seinerzeit Fließbandarbeit). Ohne eine solche Änderung in der Richtung des technischen Fortschritts könnte die Problematik wachsender Ungleichheit nur durch verstärkte Qualifikationsanstrengungen gemildert werden. In den meisten Arbeiten zu dieser Problematik ist nur die Rolle eines "qualifikationsverzerrten" (skill-biased) technischen Fortschritts für die wachsende Lohnungleichheit untersucht worden, aber nicht auch umgekehrt die Bedeutung dieser Ungleichheit für die Richtung des technischen Fortschritts. Eben diese dynamische Interdependenz zwischen der Art des technischen Fortschritts und wachsender Ungleichheit wird in dem vorliegenden Aufsatz analysiert." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Cite article
Vogt, W. (2002): Ungleichheit und qualifikationsverzerrter technologischer Fortschritt. Eine dynamische Wechselbeziehung. In: U. Blien & J. Möller (Hrsg.) (2002): Europäische Arbeitsmärkte und Arbeitsmarkttheorie : Beiträge zur 11. Jahreskonferenz der European Association of Labour Economists (EALE) in Regensburg (Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 254), p. 91-110.