Von Bismarck bis Maastricht
Abstract
"Gegenstand des Artikels sind die zu erwartenden Auswirkungen der Europäischen Union auf die Arbeitsmarktverfassungen und -institutionen ihrer Mitgliedsländer. Dabei wird angenommen, dass die einzelnen Länder trotz der verstärkten ökonomischen Integration Europas in der Lage sein werden, eigenständige Arbeitsmarktinstitutionen aufrecht zu erhalten, sofern sie bereit sind, deren Kosten zu tragen. Die Inzidenz vieler sozialer Schutzvorschriften dürfte ohnehin bereits auf den Arbeitnehmern lasten. Darüber hinaus wird der Integrationsdruck auf die Arbeitsmarktverfassungen dadurch begrenzt, dass die Mobilität von Kapital, Arbeitskräften, Gütern und Dienstleistungen unvollkommen ist. Anhand empirischer Daten wird gezeigt, dass die Arbeitsmobilität zwischen den EU-Mitgliedsstaaten trotz der Aufhebung von Beschränkungen im Jahr 1993 nicht zugenommen hat. Zudem hat seit 1993 die Zuwanderung aus Nicht-EU-Staaten, die zahlenmäßig wesentlich bedeutsamer ist als die EU-interne Migration, abgenommen. Wie sich zeigen lässt, nimmt die Nachfrage nach sozialer Sicherheit zu, je offener eine Volkswirtschaft ist, weil mit der Öffnung das Risiko wächst, exogenen Schocks ausgesetzt zu werden. Das heißt, dass die verstärkte ökonomische Integration und die Europäische Währungsunion (EWU) zu einer steigenden Nachfrage nach sozialer Sicherheit führen dürften. Als Beispiel anhaltender Unterschiede der Arbeitnehmerschutzvorschriften zwischen hochgradig integrierten Wirtschaftsräumen mit gemeinsamer Währung werden die US-amerikanischen Erfahrungen mit dem förderalen System der Unfallversicherung diskutiert." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Cite article
Krueger, A. (2002): Von Bismarck bis Maastricht. Der Weg in die Europäische Union und die Arbeitsmarktverfassung. In: U. Blien & J. Möller (Hrsg.) (2002): Europäische Arbeitsmärkte und Arbeitsmarkttheorie : Beiträge zur 11. Jahreskonferenz der European Association of Labour Economists (EALE) in Regensburg (Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 254), p. 9-29.