Die Entwicklung im deutschen Bildungssystem vor dem Hintergrund des qualifikatorischen Strukturwandels auf dem Arbeitsmarkt
Abstract
Seit über zwei Jahrzehnten steigen die Qualifikationsanforderungen im Beschäftigungssystems stetig an. In Folge dieser Entwicklung klafft die Schere der Beschäftigungschancen zwischen den unteren und oberen Qualifikationsebenen immer stärker auseinander. Auf den Punkt gebracht lautet die Faustregel: je niedriger die formale Qualifikation, desto schlechter die Position auf dem Arbeitsmarkt. Die Ursachen hierfür sind weniger in einem verstärkten Verdrängungswettbewerb von unteren durch höhere Qualifikationsgruppen zu suchen, als vielmehr in einer veränderten Arbeitsnachfrage. Der Trend wird sich aller Voraussicht nach auch künftig fortsetzen. Auf der Angebotsseite hat die Bildungsexpansion den Weg in die Wissensgesellschaft über lange Zeit hinweg entscheidend gestützt. Seit Beginn der 90er Jahre ist aus der Bildungsespansion jedoch Stagnation geworden - eine Entwicklung, die angesichts des demographischen Wandels zur Sorge Anlass gibt. Denn die heute gut qualifizierten geburtenstarken Jahrgänge der 50er und 60er Jahre rücken auf mittlere Sicht immer näher an das Rentenalter heran. Sind diese Jahrgänge aber erst einmal aus dem Erwerbsleben ausgeschieden, können die nachrückenden geburtenschwachen Generationen nur dann genügend qualifizierten Ersatz schaffen, wenn sie ihre Bildungsanstrengungen weiter erhöhen. Deshalb ist eine breit angelegte Bildungsoffensive notwendig, die sich nicht nur auf die allgemeine und berufliche Erstausbildung der Jüngeren beschränken darf. Ebenso notwendig ist es, ältere Arbeitnehmer durch einen kontinuierlichen Fortbildungsprozess länger im Erwerbsleben zu halten. (Autorenreferat, IAB-Doku)
Cite article
Reinberg, A. & Hummel, M. (2001): Die Entwicklung im deutschen Bildungssystem vor dem Hintergrund des qualifikatorischen Strukturwandels auf dem Arbeitsmarkt. In: A. Reinberg (Hrsg.) (2001): Arbeitsmarktrelevante Aspekte der Bildungspolitik (Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 245), p. 1-62.