Beeinflussen Innovationen und moderne Technologien die Beschäftigungsstruktur und die Nachfrage nach atypischen Beschäftigungsverhältnissen?
Abstract
Der Beitrag geht der Frage nach, welche quantitativen Beschäftigungseffekte Innovationen und moderne Technologien besitzen und ob innovierende Betriebe eine Ausdehnung atypischer Beschäftigungsverhältnisse begünstigen. Auf der Grundlage der Daten des Betriebspanels des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung wird besonders den qualitativen Veränderungen der Beschäftigung in der Folge von Prozeß- und Produktinnovationen nachgegangen. Das Betriebspanel des IAB erlaubt in dieser Hinsicht genauere Aussagen als gesamtwirtschaftliche Analyse, weil es ermöglicht, zwischen Branchen und Größenklassen von Betrieben zu unterscheiden, und weil es weiterhin die Möglichkeit bietet, auf der Grundlage bestimmter Indikatoren zwischen innovierenden und nicht innovierenden Unternehmen zu differenzieren. Gezeigt werden kann, daß sowohl hinsichtlich der Beschäftigtenstruktur wie der atypischen Beschäftigungsverhältnisse, aber auch hinsichtlich der Gesamtbeschäftigung Unterschiede der innovierenden gegenüber den nichtinnovierenden Unternehmen bestehen. Im Hinblick auf die Gesamtbeschäftigung spielt der Erfolg innovativer Aktivitäten eine zentrale Rolle, insofern Beschäftigungsgewinne erzielt werden, wenn die Rationalisierungswirkungen einer Innovation durch ihre Expansionseffekte überkompensiert werden. Dagegen sind die Veränderung der Beschäftigtenstruktur zugunsten qualifizierter Angestellter unabhängig vom Erfolg von Innovationen, obwohl ein solcher Erfolg die negativen Folgen, die insbesondere Prozeßinnovationen für die Arbeitsmarktsituation geringer oder niedrig qualifizierter Gruppen haben, zumindest mildern dürfte. Schließlich läßt sich auch ein Anstieg atypischer Beschäftigungsverhältnisse in innovativen Bereichen der Wirtschaft feststellen. Aber nicht nur wie allgemein angenommen in den Dienstleistungsbereichen, sondern jenseits aller Branchenunterschiede steigt nach den Daten des IAB-Betriebspanels der Anteil von Teilzeitarbeit, befristeter Beschäftigung und freier Mitarbeit in Bereichen mit erfolgreicher Prozeßinnovation in ganz erheblichem Ausmaß. Dies läßt sich vermutlich auf flexiblere Arbeitsformen in innovativen Bereichen zurückgeführen, aber es kann aufgrund der Datenlage auch nicht ausgeschlossen werden, daß die weniger qualifizierten Beschäftigtengruppen ihre Arbeitsmarktposition nur dadurch verbessern können, das sie diese unsicheren Beschäftigungsverhältnisse in Kauf nehmen. Die Daten deuten zudem darauf hin, daß es zu flexibleren Arbeitsverhältnissen, soweit sie sich aus gewandelten Lebensformen ergeben können, nur insoweit kommt, als ihnen eine durch bestimmte innovationsbezogene Betriebscharakteristika bedingte Arbeitsnachfrage entspricht." (IAB2)
Cite article
Kölling, A. (2000): Beeinflussen Innovationen und moderne Technologien die Beschäftigungsstruktur und die Nachfrage nach atypischen Beschäftigungsverhältnissen? Untersuchungen mit Paneldaten für die alten Bundesländer. In: (2000): Jahrbuch sozialwissenschaftliche Technikberichterstattung 2000 : Schwerpunkt Innovation und Arbeit, p. 149-192.