Lebensalter, Erwerbsbeteiligung und Altersgrenzenpolitik in den Ländern der Europäischen Union
Abstract
Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Frage, "ob unterschiedliche Altersgrenzenregelungen in den Ländern der EU sich in den Erwerbsquoten Älterer bemerkbar machen, oder ob sich der Austritt aus dem Erwerbsleben weitgehend von den gesetzlichen Altersgrenzen abgekoppelt hat, und dementsprechend auch eine Erhöhung der Rentengrenzen nicht zwingend zu einem späteren Ruhestand führt. In einem ersten Schritt wurde die Erwerbsbeteiligung Älterer im Zeitverlauf und im Vergleich zu den übrigen Altersgruppen nachvollzogen. Hier zeigte sich, daß der Trend zum frühen Ruhestand im Erhebungszeitraum zwar für fast alle EU-Länder galt, daß diese zunehmend frühere Beendigung des Erwerbslebens aber nicht zu niedrigeren Beschäftigungsquoten der Bevölkerung, d.h. von Männern und Frauen im Erwerbsalter, führte, denn sie wurde mehr als ausgeglichen durch die gestiegene Erwerbsbeteiligung der Frauen. Außerdem wurden durch die Analysen die großen Unterschiede zwischen den EU-Ländern in den Erwerbsquoten insgesamt und bei Älteren deutlich. Eine Erhöhung des Rentenzugangsalters wird jedoch in Ländern mit relativ hoher Beschäftigung Älterer genauso angestrebt, wie in Ländern mit niedrigen Beschäftigungsquoten Älterer. Der Vergleich von Altersgrenzen in den sozialen Sicherungssystemen und der Erwerbsbeteiligung Älterer führte zu sehr differenzierten Ergebnissen. Insgesamt gilt, daß im Erhebungszeitraum nicht allein die Altersgrenzen, sondern auch die Arbeitsmarktsituation und Ruhestandsvorstellungen der Betroffenen die Länge des Erwerbslebens bestimmten. Das dürfte auch für die Zukunft gelten: Eine Erhöhung der Ruhestandsgrenzen allein kann das Erwerbsleben nicht verlängern." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Cite article
Kiehl, M. & Koller, B. (1999): Lebensalter, Erwerbsbeteiligung und Altersgrenzenpolitik in den Ländern der Europäischen Union. Empirische Situation und sozialrechtliche Regelungen beim Übergang in den Ruhestand. (Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 218), Nürnberg, 97 p., Anhang.