Der Qualifikationsbedarf in Westdeutschland bis zum Jahr 2010
Abstract
"Die von der IAB/Prognos-Studie 1989 erwartete wachsende Bedeutung der Dienstleistungsaufgaben in den alten Bundesländern, die steigenden Anforderungen der Arbeitsplätze und andere Veränderungen der 'Arbeitslandschaft' der Zukunft werden auch das Qualifikationsgefüge des Arbeitskräftebedarfs nachhaltig beeinflussen. <br> Der Bedarf an Arbeitskräften ohne Ausbildungsabschluß dürfte weiter rückläufig sein - zwischen 1987 und 2010 um 2,3 Mio. Der Ungelerntenanteil sinkt dann von 23 % auf nur noch 13 %. Die Zahl der Arbeitsplätze für Personen mit abgeschlossener betrieblicher oder Berufsfachschulausbildung wird der Projektion zufolge in etwa im Durchschnitt bei allen Arbeitsplätzen (acht bis zehn Prozent) ansteigen: ihr Anteil an allen Erwerbstätigen dürfte somit bei knapp 60 % stagnieren. Demgegenüber weist die Ebene derjenigen, die nach ihrer beruflichen Erstausbildung eine Fortbildung an Fach-, Meister- oder Technikerschulen durchlaufen haben, überdurchschnittliche Beschäftigungsgewinne auf. Zusammen genommen dürften im Jahre 2010 etwa 70 % aller Arbeitsplätze einen beruflichen Ausbildungsabschluß erfordern - 1987 waren es noch 66 %. Überdurchschnittliche Arbeitsplatzzuwächse sind auch für Akademiker zu erwarten. Der Akademikerbedarf könnte von drei Millionen (1987) auf rund fünf Millionen (2010) ansteigen, fast jeder fünfte Arbeitsplatz wird einen akademischen Abschluß erfordern. Die Qualifikationsstruktur 2010 könnte dann so aussehen (in Klammern 1987): ohne Ausbidlungsabschluß 13 % (23 %): berufliche Aus- und Fortbildung 69 % (66 %): Hochschulausbildung 18 % (11 %). <br> Aus heutiger Sicht ist kaum damit zu rechnen, daß die deutsche Vereinigung, die Umwälzungen in Osteuropa und der EG-Binnenmarkt einen grundlegenden Bruch dieser - für alle westlichen Industrieländer ähnlich geltenden - Tendenzen der Höherqualifizierung bedeuten. Allerdings dürfen solche globalen Projektionen nicht unreflektiert auf individuelle Ausbildungs- und Berufsentscheidungen übertragen werden: für diese spielen persönliche Faktoren eine wesentlich wichtigere Rolle." (Autorenreferat)
Cite article
Tessaring, M. (1992): Der Qualifikationsbedarf in Westdeutschland bis zum Jahr 2010. In: M. Kaiser & H. Görlitz (Hrsg.) (1992): Bildung und Beruf im Umbruch. Zur Diskussion der Übergänge in die Hochschule und Beschäftigung im geeinten Deutschland (Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 153.3), p. 246-254.