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Informelle Beziehungen auf dem Arbeitsmarkt

Abstract

Ausgangsthese der Arbeit ist, daß der Arbeitsmarkt (in der Bundesrepublik) gegenwärtig kein offener Markt in dem Sinne ist, daß jeder Marktteilnehmer sich gemäß seiner Interessen über alle Marktgelegenheiten informieren kann und im Wettbewerb darum allein sein Angebot bzw. seine Nachfrage, nicht aber informelle Beziehungen und Kontakte zählen. Angenommen wird, daß ein erheblicher Anteil, wenn nicht sogar die Mehrzahl aller Mobilitätsvorgänge über informelle Wege erfolgt. Im ersten Teil (A) wird der arbeitsmarktpolitische und der arbeitsmarkttheoretische Problemgehalt der Ausgangsthese von einem hohen Marktanteil der Vermittlung und sozial ungleichen Chancenzuweisung über informelle Beziehungen näher ausgeführt. <br> Im zweiten Teil (B) wird die Ausgangsthese eines hohen bzw. nicht-marginalen Marktanteils der Allozierung von Arbeitskraft auf dem externen Arbeitsmarkt über 'Beziehungen' geprüft. Im Vordergrund steht also das quantitative Gewicht nicht-öffentlicher Vermittlung von Informationen über und Selektion zwischen Marktgelegenheiten. <br> Im dritten Teil (C) wird gefragt, in welcher Weise mit welchen Ergebnissen in den für die Entwicklung empirischer Forschung zur Funktionsweise des Arbeitsmarktes bzw. zu Arbeitsmarktspaltung relevanten Untersuchungen im deutschen, vor allem aber auch angelsächsischem Sprachraum Fragen formeller und informeller Informations- und Selektionsvermittlung untersucht worden sind. Dabei wird erkennbar, daß trotz einer durchaus traditionellen empirischen Befassung mit diesen Fragen erhebliche Forschungsdefizite bestehen. <br> Im letzten Teil der Arbeit (D) wird versucht, aus den erarbeiteten empirischen Befunden zur Verbreitung, Nutzung und Wirkung informeller Beziehungen und betriebsnaher Arbeitsmärkte zunächst ein neues und durch weitere empirische Forschung erst noch aufzufüllendes Bild zu zeichnen. Neben diesem empirischen Ergebnis steht abschließend die Frage nach theoretisch-analytischen Schlußfolgerungen im Vordergrund. Dabei wird zum einen eine Erklärung dafür angeboten, daß im bisherigen mainstream von Arbeitsforschung und auch soziologischer Mobilitätsforschung das Konstrukt des "offenen Arbeitsmarktes" trotz aller empirischen Widerlegungen dominiert und warum auch in marktkritischen Ansätzen die ungleiche Chancenverteilung über lebensweltliche Beziehungsgeflechte bisher nicht adäquat erklärt werden konnte. Zum anderen wird unter Nutzung neuerer theoretisch-analytischer Ansätze nach Ansatzpunkten gesucht für einen Zugang zur Erklärung der Funktionsweise des Arbeitsmarktes, der vielleicht verständlich und zugleich kritisierbar machen kann, warum Arbeitsmarktchancen nach "Beziehungen" sozial ungleich verteilt werden. (IAB2)

Cite article

Deeke, A. (1991): Informelle Beziehungen auf dem Arbeitsmarkt. Marktregulierung und Chancenverteilung durch Arbeitsvermittlung. (Forschungsberichte aus dem Landesinstitut Sozialforschungsstelle Dortmund), Frankfurt u.a.: Campus-Verl., 395 p.